Im Atelier riecht es nach Farbe, Terpentin und Hoffnung.
Auf der Leinwand entsteht ein Bild, das vielleicht morgen jemand kauft – oder nie.
Für den Künstler am Pinsel ist das Alltag, für Banken ist es ein Albtraum.
Künstler leben in Zyklen. Inspiration, Schaffen, Verkauf, Leere. Das macht sie frei, aber auch verletzlich. Und wenn sie Kredit brauchen – für eine Ausstellung, eine neue Kamera oder schlicht zum Überleben – treffen zwei Welten aufeinander, die sich kaum verstehen.
„Was ist Ihr Geschäftsmodell?“
Diese Frage, erzählt mir eine Schauspielerin aus Berlin, sei das Schlimmste.
„Ich sag dann: Ich lebe von Auftritten, Drehs, manchmal Lesungen. Und die Bank sagt: ‚Also kein festes Einkommen?‘“
Genau da scheitert es.
Nicht an mangelndem Willen, nicht an fehlendem Talent – sondern an einem System, das Sicherheit nur in Gehaltsabrechnungen misst.
Viele Künstler haben Einnahmen, aber unregelmäßig.
Sie arbeiten mit Galerien, Verlagen, Theatern – alles solide Strukturen.
Doch für Banken gilt: Wer nicht planbar verdient, ist Risiko.
Wege, die funktionieren
Künstler, die clever planen, nutzen inzwischen Alternativen:
- Onlineplattformen wie auxmoney oder smava, die Bonität digital bewerten und nicht nach Berufsgruppen aussortieren.
- Förderbanken wie die KfW, die bei Kulturprojekten teilweise zinsvergünstigte Kredite vergeben.
- Leasing und Ratenmodelle bei Ausstattung – von der Kamera bis zur Bühne.
- Crowdfunding, das längst zum festen Bestandteil kreativer Finanzierung gehört.
Ein Maler aus Dresden erzählte mir: „Ich hab mein Atelier über Crowdfunding mitfinanziert. 50 Leute haben kleine Beträge gegeben. Keine Bank hätte das verstanden.“
Zwischen Leidenschaft und Liquidität
Künstler tragen eine doppelte Last: Sie schaffen Schönheit – und müssen trotzdem wirtschaftlich denken.
Manche gründen kleine Unternehmen, andere schließen sich Genossenschaften an, um gemeinsam Kredite zu bekommen.
Die Wahrheit ist: Kunst und Kredit sind keine Gegensätze.
Beide beruhen auf Vertrauen – das eine ins Talent, das andere in die Zukunft.
Künstler sind keine Träumer, sie sind Unternehmer der Emotion.
Und genau das vergessen Banken allzu oft.
Wenn ich selbst Künstler wäre, ich würde mich nicht von Formularen entmutigen lassen.
Ich würde mein Werk mit derselben Überzeugung präsentieren, mit der ich es geschaffen habe – und vielleicht findet sich dann doch ein Banker, der erkennt, dass Kreativität kein Risiko ist, sondern Kapital in seiner schönsten Form.
👉 Bist du selbst Künstler? Hast du je versucht, einen Kredit zu bekommen – und bist du an den Zahlen gescheitert oder hast du’s geschafft? Ich freu mich über deine Geschichte.