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Der Bauherr zahlt nicht? Warum ich keinen Anwalt mehr rufe, sondern Straetus (Mein Inkasso-Test)

2. Dezember 2025 · Moderator

Wenn du als Architekt arbeitest, kennst du diesen speziellen Typ Mensch: Den „Ich-halte-das-Geld-zurück“-Bauherrn.
Ich hatte vor sechs Monaten so ein Prachtexemplar. Ein Einfamilienhaus, schick, modern, teuer. Ich habe geplant, überwacht, geschwitzt. Das Haus steht, der Kunde zieht ein. Alles super.
Dann schicke ich meine Schlussrechnung nach HOAI (Honorarordnung). Es ging um 12.500 Euro.

Reaktion? Stille.

Nach zwei Wochen eine Mail: „Herr Alex, im Gästeklo ist die Silikonfuge nicht ganz sauber. Und im Garten liegt noch Bauschutt. Bevor das nicht weg ist, zahle ich gar nichts.“
Klassiker. Wegen Mängeln im Wert von vielleicht 200 Euro werden 12.000 Euro als Geisel genommen.
Früher bin ich dann zum Anwalt gerannt. Das Ergebnis: Ein Brief vom Anwalt kostet mich sofort Geld (Vorkasse). Der Bauherr schaltet seinen Anwalt ein. Dann schreiben die sich monatelang Briefe. Am Ende treffen wir uns nach zwei Jahren vor Gericht.
Ich hatte die Schnauze voll. Ich brauchte Liquidität, keinen Rechtsstreit.
Ein Kollege empfahl mir Straetus Inkasso.
Mein erster Gedanke: „Inkasso? Sind das nicht die Typen mit den breiten Schultern und der Lederjacke?“
Klischee-Alarm. Aber ich habe es probiert. Und ich wurde überrascht.

Inkasso ist nicht gleich „Russen-Inkasso“

Das Problem bei uns Freiberuflern ist ja: Wir wollen unser Geld, aber wir wollen (meistens) keinen Krieg. Man sieht sich im Leben immer zweimal, besonders in der Baubranche.
Straetus wirbt damit, als „Vermittler“ aufzutreten. Ziel ist es, das Geld zu holen, aber die Kundenbeziehung nicht komplett zu zerstören.

Der Ablauf: Persönlicher als gedacht

Ich habe mich dort gemeldet. Anders als bei den Fintechs aus meinen letzten Artikeln (wo alles nur per App läuft), gibt es bei Straetus Partner vor Ort. Ich hatte tatsächlich ein Telefonat mit einem echten Menschen aus meiner Region.
Ich habe die Rechnung und meine Mahnungen (wichtig: Ihr müsst den Kunden vorher in Verzug setzen!) rübergeschickt.
Straetus prüft dann erst mal: Hat der Kunde überhaupt Geld? (Bonitätsprüfung).
Bei meinem Bauherrn war klar: Der hat Geld, der will nur nicht zahlen.

Die Psychologie des Dritten

Was dann passierte, war interessant.
Straetus hat den Bauherrn angeschrieben. Nicht aggressiv, sondern bestimmt.
Der Inhalt sinngemäß: „Wir vertreten jetzt Herrn Alex. Wir sehen, hier ist eine Rechnung offen. Gibt es Probleme? Lassen Sie uns eine Lösung finden, um gerichtliche Schritte zu vermeiden.“

Der psychologische Effekt ist enorm.
Wenn ich mahne, denkt der Bauherr: „Ach, der Alex, der kann warten.“
Wenn ein Inkassobüro schreibt, denkt der Bauherr: „Oha, Schufa-Eintrag? Bonität kaputt? Das wird ernst.“

Das Ergebnis

Keine 10 Tage später rief mich Straetus an.
Der Bauherr hatte sich gemeldet. Er war immer noch bockig wegen der Fuge, aber er hatte Angst vor den Konsequenzen.
Der Deal: Er überweist sofort 11.500 Euro. Die restlichen 1.000 Euro behält er ein, bis der Fliesenleger die Fuge korrigiert hat.
Zack. Deal.

Ich hatte mein Geld. Ohne Gericht. Ohne nervenaufreibende Termine.

Wer zahlt den Spaß?

Jetzt kommt das Beste.
Wenn der Kunde im Verzug ist (also Mahnfrist abgelaufen), muss ER die Inkassokosten zahlen. Das ist der sogenannte „Verzugsschaden“.
In meinem Fall musste der Bauherr also nicht nur meine Rechnung zahlen, sondern auch die Gebühren von Straetus.
Für mich war der Service am Ende kostenlos (bzw. kostenneutral).
Hätte ich einen Anwalt genommen, wäre ich oft auf einem Teil der Kosten sitzengeblieben, wenn es zu einem Vergleich gekommen wäre.

Mein Fazit für Architekten und Ingenieure

Wir sind oft zu stolz oder zu ängstlich, um Inkasso zu nutzen. Wir denken, das wirkt „unseriös“.
Bullshit. Unseriös ist es, Handwerker und Planer nicht zu bezahlen.

Straetus hat mir gefallen, weil:

  1. Deeskalierend: Sie treten professionell auf, nicht bedrohlich.
  2. Effektiv: Die Erfolgsquote ist höher als bei meinen eigenen Mahnungen.
  3. Kostenlos (im Erfolgsfall): Der Schuldner zahlt die Zeche.

Aber Achtung: Inkasso hilft nur, wenn die Forderung „unbestritten“ ist. Wenn der Bauherr wirklich massive Baumängel hat und das Haus einstürzt, dann hilft kein Inkasso, dann braucht ihr einen Gutachter und ein Gericht.
Aber für die typische „Hinhaltetaktik“ ist es die beste Waffe, die ihr habt.

Wie macht ihr das? Schreibt ihr noch selbst Mahnungen bis tief in die Nacht oder habt ihr das schon ausgelagert?

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