Der Albtraum eines jeden Barista: Wenn die Maschine streikt und die Bank „Nein“ sagt – Mein Test zu CapitalBox
Stellt euch folgendes Szenario vor: Es ist Samstagmittag. Der Laden ist rappelvoll, die Schlange reicht bis zur Tür raus. Der Duft von frischen Croissants liegt in der Luft. Die Stimmung ist super. Und dann passiert es. Ein Zischen, ein Knall und dann… Stille. Die gute alte La Marzocco Siebträgermaschine hat ihren Geist aufgegeben. Totalschaden.
Ich bin Alex, und neben meinem Dasein als Finanz-Nerd habe ich vor zwei Jahren, eher aus Leidenschaft, in ein kleines Café investiert. Und ich sage euch: In diesem Moment ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Ohne Kaffee kein Umsatz. Eine neue Profi-Maschine kostet mal eben so viel wie ein Kleinwagen. Geld, das ich nicht flüssig auf dem Konto liegen hatte.
Der Montag begann mit einem Gang zu meiner Hausbank. Das Ergebnis? Könnt ihr euch denken. „Gastronomie ist Risikobranche“, „Wir brauchen erst die BWA vom letzten Jahr“, „Bearbeitungszeit ca. 14 Tage“.
Leute, in 14 Tagen kann ich den Laden zusperren, wenn ich keinen Kaffee verkaufe!
Ich brauchte also eine Lösung. Schnell. Und unkompliziert. Dabei bin ich auf CapitalBox gestoßen (hießen früher mal Ferratum Business). Die versprechen Kredite für KMUs, auch wenn die Branche schwierig ist. Ob das nur Marketing ist oder ob die wirklich liefern, habe ich für euch (zwangsweise) getestet.
Warum Gastronomen bei Banken oft wie Aussätzige behandelt werden
Es ist leider ein offenes Geheimnis. Sobald du sagst, dass du ein Restaurant, ein Café oder eine Imbissbude betreibst, gehen beim Bankberater die Jalousien runter. Die Ausfallraten in unserer Branche sind hoch, Corona hat den Rest besorgt. Dass mein Laden eigentlich super läuft, interessierte dort niemanden so richtig. Es zählten nur starre Kennzahlen.
CapitalBox wirbt damit, genau diese Nische zu füllen. Keine Sicherheiten (wie Grundschulden), kein Papierkrieg. Klang fast zu gut.
Der Antrag: Konto-Scan statt Businessplan
Ich saß also Montagabend frustriert vor dem Laptop und hab den Antrag ausgefüllt. Was direkt auffiel: Die wollten keinen Businessplan sehen. Die wollten nicht wissen, wie mein Marketingkonzept für die nächsten 5 Jahre aussieht.
Die wollten Zugriff auf mein Geschäftskonto.
Das läuft heute ja oft so bei diesen Fintechs. Man loggt sich über eine sichere Schnittstelle ins Online-Banking ein, und deren System scannt die Umsätze der letzten 12 Monate.
Für manche mag das ein Eingriff in die Privatsphäre sein, aber ganz ehrlich? Wenn ich dafür in 10 Minuten eine Entscheidung kriege, statt in 10 Tagen, dann bitte: Schaut euch meine Buchungen an.
Sie prüfen im Grunde den „Cashflow“. Kommt regelmäßig Geld rein? Sind die Ausgaben stabil? Das ist für Gastronomen fair, weil es die Realität abbildet und nicht irgendwelche theoretischen Bilanzwerte.
Das Angebot und der Haken (Ja, es gibt einen)
Am nächsten Morgen (!) hatte ich das Angebot im Postfach.
Sie haben mir 15.000 Euro angeboten. Genug für die neue Maschine und ein bisschen Puffer für neue Stühle.
Jetzt kommt aber der Punkt, wo wir tief durchatmen müssen: Die Kosten.
CapitalBox ist kein günstiger Spaß. Es ist kein klassischer Ratenkredit mit 3% Zinsen p.a.
Die arbeiten oft mit einer festen Gebühr. Ich sollte am Ende etwa 17.500 Euro zurückzahlen. Das sind 2.500 Euro Kosten für eine Laufzeit von 18 Monaten.
Umgerechnet auf einen effektiven Jahreszins ist das… sportlich. Sehr sportlich. Wir bewegen uns da locker im zweistelligen Bereich.
Außerdem spannend (und ungewohnt): Die Tilgung erfolgt oft nicht monatlich, sondern wöchentlich oder sogar täglich in kleinen Häppchen. Das soll die Belastung gering halten. Bei mir werden jetzt jeden Tag automatisch ein kleiner Betrag vom Geschäftskonto abgebucht.
Warum ich es trotzdem gemacht habe
Ich habe kurz geschluckt. Aber dann habe ich gerechnet.
Option A: Warten auf die Hausbank, 14 Tage Umsatzverlust (ca. 8.000 Euro Schaden) und vielleicht trotzdem eine Absage.
Option B: In den sauren Apfel beißen, die hohen Gebühren zahlen, aber am Mittwoch wieder Kaffee verkaufen.
Ich hab mich für B entschieden. Dienstag unterschrieben (digital natürlich), Donnerstag war das Geld drauf. Freitag stand die neue Maschine.
Das Wochenende war gerettet.
Mein Fazit für Gastro-Kollegen
CapitalBox ist nichts für langfristige Investitionen, die man planen kann. Wenn ihr wisst, dass ihr nächstes Jahr renovieren wollt -> ab zur Hausbank oder KfW-Förderung beantragen. Dafür sind die Zinsen hier einfach zu hoch.
Aber für Feuerwehr-Aktionen? Wenn der Pizzaofen explodiert, das Kühlhaus ausfällt oder man für eine große Hochzeit Ware vorfinanzieren muss und die Liquidität gerade klemmt? Dafür sind sie Gold wert.
Die Abwicklung war rasend schnell, der Support wusste, wovon er redet, und sie haben kein Problem mit der Gastronomie.
Man kauft sich hier im Grunde Zeit und Unbürokratie. Das kostet, ja. Aber manchmal ist keine Lösung zu haben noch viel teurer.
Wie finanziert ihr eure Engpässe? Habt ihr eine Bank, die Gastronomen liebt (falls ja, verratet mir den Namen!)? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.