Stopp! Warum dein Dispo dein Geld verbrennt – und warum der Rahmenkredit der bessere Freund für Freiberufler ist

12. Dezember 2025 | Freiberufler Ratgeber

Es ist der 25. des Monats. Du schaust auf dein Geschäftskonto und siehst rot. Nicht, weil du schlecht gearbeitet hast. Im Gegenteil, die Auftragsbücher sind voll. Aber dieser eine große Kunde (du weißt schon, wer gemeint ist) lässt sich mit der Überweisung mal wieder Zeit. Und natürlich bucht genau heute das Finanzamt die Umsatzsteuervorauszahlung ab.
Was passiert? Dein Konto rutscht ins Minus. Du nutzt den Dispokredit.
„Ist ja nur für ein paar Tage“, denkst du dir. „Ist ja bequem.“

Ja, bequem ist es. Aber es ist auch verdammt teuer. Wenn du wüsstest, wie viel Geld du da jedes Jahr zum Fenster rauswirfst, würde dir schwindelig werden. Aber keine Sorge, ich hab da was für dich, was die Banken dir oft nicht freiwillig erzählen: Den Rahmenkredit (manchmal auch Abrufkredit genannt).

Die teure Falle: Der Dispo

Versteh mich nicht falsch, ein Dispo auf dem Girokonto ist wichtig, damit Lastschriften nicht platzen. Das wäre peinlich. Aber als dauerhafte Lösung für Liquiditätsengpässe? Vergiss es. Die Zinsen für den Überziehungskredit liegen oft bei 10%, 12% oder bei manchen Banken sogar bei fast 14%. Das ist Wucher.
Das Problem ist: Wir Freiberufler gewöhnen uns dran. Wir sind dauernd im Minus, dann kommt Geld, wir sind kurz im Plus, dann wieder Minus. Am Ende des Jahres hast du hunderte Euros an Zinsen gezahlt, die du eigentlich in dein Marketing oder in einen netten Abend beim Italiener hättest stecken können.

Der unbekannte Retter: Der Rahmenkredit

Jetzt kommt der Rahmenkredit für Selbstständige ins Spiel. Das Ding funktioniert fast genauso wie ein Dispo, hat aber zwei riesige Vorteile:

  1. Er ist deutlich günstiger: Die Zinsen sind meistens viel niedriger als beim Dispo. Oft sparst du hier 30 bis 50% an Zinskosten!
  2. Er ist unabhängig vom Girokonto: Das ist der Clou. Du beantragst den Rahmenkredit meist bei einer ganz anderen Bank als deiner Hausbank.

Stell dir das wie ein virtuelles Portemonnaie vor. Sagen wir, du bekommst einen Rahmen von 10.000 Euro genehmigt. Dieses Geld liegt dort auf Abruf bereit. Es kostet dich nichts, solange du es nicht anrührst (keine Bereitstellungszinsen!). Wenn es dann auf dem Girokonto eng wird, loggst du dich ein, überweist dir 2.000 Euro auf dein Girokonto (dauert meist nur einen Tag) und gleichst dein Konto aus.

Sobald der Kunde endlich gezahlt hat, überweist du das Geld einfach wieder zurück in den Rahmenkredit. Fertig. Du zahlst Zinsen nur für die Tage und nur für die Summe, die du wirklich genutzt hast.

Warum Banken den Rahmenkredit nicht an die große Glocke hängen

Ganz einfach: Mit dem Dispo verdienen sie mehr Geld an dir. Warum sollten sie dir also aktiv eine billigere Alternative anbieten? Zudem ist der Rahmenkredit für die Bank etwas aufwendiger in der Prüfung. Sie müssen einmal deine Bonität checken. Aber wenn der Rahmen einmal steht, hast du deine Ruhe. Er ist quasi eine Dauer-Kreditlinie, die du nicht jedes Mal neu beantragen musst. Für uns Freiberufler, die immer mit schwankenden Einnahmen kämpfen, ist das meiner Meinung nach das genialste Finanzinstrument überhaupt.

Wie du an so einen Rahmenkredit kommst

Es gibt einige Direktbanken und spezialisierte Anbieter (wie z.B. die ING, VW Bank oder spezialisierte Fintechs), die so etwas anbieten. Wichtig für dich: Achte beim Antrag darauf, dass der Kredit zur „freien Verwendung“ ist und auch für Selbstständige gilt. Manche Angebote sind nur für Angestellte, aber wenn du etwas suchst (Stichwort: Abrufkredit für Freiberufler), wirst du fündig. Der Antragsprozess ist meistens digital. BWA hochladen, Steuerbescheid zeigen, Ident-Verfahren per Video, fertig.

Trenne deine Schulden vom Girokonto

Ordnung ist das halbe Leben. Ich fahre seit Jahren gut damit, mein Girokonto strikt im Plus zu halten (oder nur minimal im Dispo für Notfälle). Für alles andere nutze ich externe Kreditlinien. Das schafft Übersicht und spart bares Geld.
Also, schau dir deine letzten Kontoauszüge an. Wenn da regelmäßig „Sollzinsen“ draufstehen, dann ist es Zeit zu handeln. Dein Geld gehört dir, nicht der Bank!

Hast du schon einen Abrufkredit oder „lebst“ du noch im Dispo?
Ich bin gespannt auf euer Feedback!