Honorare verhandeln ohne schlechtes Gewissen – mit System & Selbstbewusstsein

Früher war mein „Verhandlungsstil“ so:
Kunde fragt: „Was kostet das?“
Ich: „Äh… 300 € vielleicht?“
Kunde: „Machst du’s auch für 250 €?“
Ich: „Ähm… ja klar…“

Heute?
Ich sag ganz klar meinen Preis – und steh dazu.
Und rate mal?
Die meisten Kunden sagen einfach: „Okay.“

In diesem Artikel zeig ich dir, wie du Honorare verhandelst – ohne Angst, ohne Stress, ohne das Gefühl, dich zu verkaufen.


Warum viele Freiberufler mit Preisen hadern

Kennst du das?

  • Du hast Angst, zu teuer zu sein
  • Du denkst: „Was ist, wenn sie abspringen?“
  • Du willst nett und kooperativ wirken
  • Du kennst deinen eigenen Wert nicht genau

➡️ Das Ergebnis: Du arbeitest zu günstig, zu viel – und bist irgendwann einfach durch.

Das muss nicht sein.


1. Du brauchst eine Preisstruktur – keine Bauchentscheidung

Nichts ist unsicherer als Preise „aus dem Gefühl“ heraus.
Du brauchst eine klare Kalkulation (siehe vorheriger Artikel)
und darauf aufbauend:

  • Deinen Mindestpreis (unter dem du nicht arbeitest)
  • Deinen Zielpreis (den du am liebsten hast)
  • Deinen Ankerpreis (für größere Projekte als Verhandlungsbasis)

📌 Beispiel:

  • Mindestpreis: 75 €/h
  • Zielpreis: 95 €/h
  • Projekt ab 2.000 €: Ankerpreis bei 2.800 € ansetzen

2. Verhandlung ist kein Betteln – sondern ein Austausch

Viele denken, Preisverhandlungen sind ein Kampf.
Falsch.

Eine gute Verhandlung ist ein Gespräch auf Augenhöhe.
Du bietest etwas Wertvolles an – und der Kunde will es haben.
Es geht darum, einen fairen Deal für beide zu finden. Nicht mehr – nicht weniger.


3. Das richtige Mindset: Du bist kein Bittsteller

Stell dir vor, du gehst zum Zahnarzt und sagst:
„Ich hätte gerne eine Füllung, aber für 40 statt 150 € – geht das?“
Würde der Zahnarzt sagen: „Na gut…“?
Nein.

Warum also solltest du das bei deiner Dienstleistung tun?

💡 Du bist Profi. Du löst Probleme. Du sparst Zeit, Aufwand, Nerven.

Dafür darfst du gutes Geld verlangen. Punkt.


4. Drei konkrete Verhandlungsstrategien, die funktionieren

Anker setzen
Nenne zuerst einen hohen, realistischen Wert → wirkt als Referenz
Beispiel: „Für vergleichbare Projekte rechne ich meist mit 2.800 €“
Dann bietest du ggf. 2.400 € als „Startpreis“ an → wirkt fairer

Statt Rabatt: Leistung reduzieren
Kunde sagt: „2.000 € ist mir zu viel“
Du: „Dann kann ich das Template oder die Beratung im Anschluss weglassen – das würde 1.700 € ergeben.“

➡️ Du senkst nicht deinen Wert – sondern passt den Umfang an.

Immer schriftlich festhalten
Mündlich abgesprochene Rabatte? Gefährlich.
Fixiere alle Preisveränderungen im Angebot → spart später Diskussionen.


5. So sagst du souverän „Nein“ zu schlechten Deals

Nicht jeder Deal ist ein guter Deal.

🛑 Wenn dein Bauchgefühl „Nein“ schreit – hör drauf.
🛑 Wenn der Kunde dich runterhandelt wie auf dem Basar – Vorsicht.
🛑 Wenn du mehr Stress als Gegenwert spürst – lass es.

Beispielantwort:

„Danke für dein Interesse – aber zu dem Preis kann ich das Projekt leider nicht realisieren. Ich wünsche dir dennoch gutes Gelingen!“

➡️ Du bleibst professionell – aber klar


Preisverhandlung ist keine Mutprobe – sondern Handwerk

Du musst nicht tough oder laut sein.
Du musst einfach wissen, was du wert bist – und lernen, es zu kommunizieren.
Das braucht etwas Übung. Ein paar unangenehme Gespräche.
Aber mit jeder Verhandlung wächst du – und dein Business wächst mit.

Ich hab gelernt:
Ein „Nein“ zu einem Billigprojekt ist oft der erste Schritt zu einem besseren Kunden.