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Die teuerste Lektion meines Lebens als Freiberufler…

Es gibt Fehler, die spürt man im Geldbeutel. Und es gibt Fehler, die brennen sich ins Gedächtnis.
Mein größter finanzieller Fehltritt war beides.
Ich erinnere mich an den Moment ziemlich genau. Es war Spätherbst, die Auftragslage gut, mein Konto ordentlich gefüllt. Ich fühlte mich unbesiegbar – und beschloss, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, „richtig zu investieren“.
Spoiler: Es war nicht.


Der Traum vom Wachstum

Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, mein kleines Einzelbüro in etwas Größeres zu verwandeln.
Mehr Equipment, neues Branding, neue Website, sogar ein kleiner Raum in der Innenstadt.
Ich nahm einen Kredit über 15.000 Euro auf. Nicht, weil ich ihn unbedingt brauchte – sondern, weil ich das Gefühl hatte, es wäre der nächste logische Schritt.
„Wer wachsen will, muss investieren“, sagte ich mir damals.
Ich hätte auch sagen können: „Wer zu schnell wächst, verliert leicht den Boden unter den Füßen.“


Als das Geld schneller verschwand, als ich dachte

Das Verrückte war: Am Anfang lief alles super. Neue Kunden, frisches Image, stolzes Gefühl.
Doch dann kamen die Nebenkosten. Versicherungen. Software-Abos. Strom, Miete, Rücklagen – und plötzlich war die Kreditrate nicht mehr Teil eines Wachstumsplans, sondern ein fester Klotz am Bein.

Das Schlimmste war nicht der finanzielle Druck, sondern dieses leise Gefühl, die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Ich arbeitete härter, aber es fühlte sich leer an.


Die Erkenntnis kam spät – aber sie kam

Nach einem Jahr beschloss ich, das Experiment zu beenden. Ich kündigte das Büro, verkaufte Teile der Ausstattung, zog mich zurück in mein Homeoffice.
Und dann passierte etwas Unerwartetes: Ich spürte Erleichterung.

Ich hatte gelernt, dass Wachstum nicht immer bedeutet, mehr zu besitzen – sondern, besser zu arbeiten.
Dass finanzielle Freiheit nicht von großen Krediten, sondern von klugen Entscheidungen abhängt.


Was ich daraus mitgenommen habe

  1. Ein Kredit ist kein Zeichen von Erfolg. Er ist ein Werkzeug – und man sollte ihn nur dann nutzen, wenn man weiß, wie.
  2. Emotionen sind schlechte Finanzberater. Euphorie ist gefährlicher als Angst.
  3. Kleine Schritte sind nachhaltiger als große Sprünge.

Ich habe den Kredit abbezahlt, die Lehre behalten – und heute gehe ich mit Geld völlig anders um.


Dieser Fehltritt war teuer. Aber er war auch notwendig. Ohne ihn hätte ich nie verstanden, dass Geld kein Ziel ist, sondern ein Mittel. Kein Symbol für Erfolg, sondern für Verantwortung.
Und genau das, glaube ich, unterscheidet reife Selbstständigkeit von jugendlichem Ehrgeiz:
Du lernst, nicht mehr alles zu wollen – sondern das Richtige zu tun.


 

Bevor du über Kredite nachdenkst – schütze erst, was du schon hast

Neulich saß ich mit einem befreundeten Texter zusammen, der gerade frisch in die Selbstständigkeit gestartet ist.
Er schwärmte von seiner neuen Freiheit, seinen ersten Kunden und fragte mich plötzlich:
„Sag mal, Alex – welchen Kredit würdest du empfehlen, wenn ich mir jetzt ein neues MacBook kaufen will?“
Ich hab gelacht. Nicht böse, eher väterlich. Und gesagt:
„Erstmal brauchst du keine Bank – du brauchst ein Sicherheitsnetz.“


Die bittere Wahrheit über Freiberufler und Risiko

Freiberufler haben keine Krankentage, kein Gehalt bei Krankheit, keine Chefetage, die einen auffängt.
Wenn du ausfällst, steht das Business still.
Und wer Kredite laufen hat, während er krank oder verletzt ist, merkt schnell, wie ernst das werden kann.
Darum ist meine goldene Regel: Versicherung vor Finanzierung.


1. Berufsunfähigkeitsversicherung – das absolute Muss

Wenn du nur eine einzige Versicherung abschließt, dann diese.
Sie rettet dich, wenn du plötzlich nicht mehr arbeiten kannst – sei es durch Krankheit, Unfall oder psychische Belastung.
Viele ignorieren sie, weil sie teuer ist. Ich nenne das: den teuersten Sparversuch deines Lebens.


2. Krankentagegeld und Krankenversicherung

Gesetzlich oder privat – egal, Hauptsache, du bist abgesichert.
Das Krankentagegeld ist besonders wichtig: Es springt ein, wenn du mehrere Wochen ausfällst. Ohne das kann schon eine Grippe teuer werden.


3. Haftpflichtversicherung für Freiberufler

Ich kann’s gar nicht oft genug sagen: Eine E-Mail mit falscher Info, ein verlorenes Kundenprojekt – und schon droht Schadensersatz.
Eine berufliche Haftpflicht ist nicht glamourös, aber sie hält dich im Spiel, wenn’s mal schiefgeht.


4. Betriebsausfallversicherung (optional, aber genial)

Ich hab sie erst spät abgeschlossen.
Sie zahlt, wenn du durch äußere Umstände – Brand, Wasser, Einbruch – nicht arbeiten kannst.
Gerade für Freiberufler mit Büro, Atelier oder Praxis ist das ein echter Rettungsanker.


Warum das alles mit Krediten zu tun hat

Ganz einfach: Banken lieben Sicherheit.
Wenn du abgesichert bist, wirkst du auf sie automatisch solider.
Wer Berufsunfähigkeitsversicherung, Haftpflicht und Rücklagen nachweisen kann, bekommt deutlich bessere Kreditkonditionen – und zeigt: „Ich denke langfristig.“
Eine Versicherung ist also nicht nur Schutz, sondern Vertrauensvorschuss bei der Bank.


Kredite bringen dich voran – Versicherungen halten dich oben.
Ich hab’s selbst erlebt: Ohne Absicherung ist jeder Kredit ein Tanz auf dünnem Eis.
Darum sag ich heute jedem Freiberufler: Bevor du Schulden machst, kauf dir Ruhe.


 

Finanzierung für freie Journalisten – Zwischen Projektgeschäft und Planungslücke – Meine Erfahrungen

Freie Journalistinnen und Journalisten stellen in der deutschen Medienwirtschaft eine zentrale Berufsgruppe dar.
Sie arbeiten als Autoren, Reporter, Texter, Fotografen, Filmemacher oder Kommunikationsberater – und sichern über 40 % der publizistischen Inhalte in Deutschland.
Finanziell bewegen sie sich jedoch in einem Spannungsfeld zwischen Selbstständigkeit, Auftragsarbeit und unsicheren Einkommensstrukturen.
Die Finanzierung von Arbeitsmitteln, Projekten und Phasen geringer Auftragslage ist daher ein fester Bestandteil der beruflichen Realität.


1. Strukturelle Ausgangslage

Laut Daten des DJV (Deutscher Journalisten-Verband) und der Künstlersozialkasse (KSK) arbeiten rund 36.000 hauptberuflich freie Journalisten in Deutschland.
Das mittlere Jahreseinkommen liegt zwischen 32.000 und 38.000 Euro brutto, mit starken Schwankungen nach Medium und Fachgebiet.

Herausforderungen:

  • stark projektbezogene Einnahmen (z. B. Honorare, Lizenzen, Produktionsbeteiligungen),
  • lange Zahlungsfristen von Verlagen und Agenturen,
  • hohe Vorlaufkosten bei Recherchen, Reisen und Technik,
  • eingeschränkte Bonität durch variable Einkünfte.

Diese Faktoren führen zu einer strukturell erhöhten Abhängigkeit von kurzfristigen Finanzierungen.


2. Typische Finanzierungsformen

FinanzierungsartEinsatzgebietVolumen (Ø)Laufzeit
Betriebsmittelkredit / KontokorrentlinieZwischenfinanzierung von Projekten5.000 – 50.000 €1–3 Jahre
Technikinvestition / LeasingKamera, Laptop, Schnittsoftware2.000 – 25.000 €2–5 Jahre
Privat genutzter GeschäftskreditArbeitsmittel, Reisen5.000 – 30.000 €3–7 Jahre
Projektförderung / StipendienRecherche, Auslandsarbeitbis 50.000 €variable Laufzeit

Finanziert wird in der Regel über klassische Banken (z. B. Deutsche Bank, Sparkasse, ING) oder über spezialisierte Förderstellen wie:

  • Medienboard Berlin-Brandenburg,
  • VG Wort Projektförderung,
  • Filmförderanstalten (FFA, DFFF) für audiovisuelle Produktionen.

3. Bonitätsbewertung und Kreditvergabe

Journalisten gelten in der Kreditwirtschaft als freie Berufe mit erhöhtem Ausfallrisiko.
Das liegt weniger an schlechter Zahlungsmoral, sondern an volatilen Einnahmen und mangelnden Sicherheiten.

Banken prüfen daher insbesondere:

  • Kontobewegungen der letzten 12 Monate,
  • Steuerbescheide und Gewinnermittlungen,
  • regelmäßige Auftraggeberstrukturen,
  • Zugehörigkeit zur Künstlersozialkasse (als Stabilitätsindikator).

Ein wichtiger Vorteil: Die KSK-Zugehörigkeit senkt Sozialversicherungskosten und wirkt bonitätsfördernd, da sie eine regelmäßige Beitragszahlung dokumentiert.


4. Förderprogramme und Alternativen

Freie Medienschaffende können verschiedene Förderinstrumente nutzen:

a) Öffentliche Förderprogramme:

  • KfW-Unternehmerkredit (037/047): Betriebsmittel, Modernisierung
  • ERP-Gründerkredit StartGeld (067): für junge Journalisten oder Neugründer
  • Landesprogramme (z. B. NRW.Bank, LfA Bayern): Zuschüsse für Medien-Startups

b) Branchenspezifische Förderungen:

  • VG Wort Stipendienfonds – bis 5.000 € Zuschuss für Rechercheprojekte
  • Goethe-Institut und Auswärtiges Amt – Auslandstipendien
  • Stiftungen (z. B. Rudolf Augstein Stiftung, Otto Brenner Stiftung)

c) Digitale Anbieter:

  • auxmoney Business, Finom, iwoca bieten Online-Kredite bis 50.000 €, meist ohne klassische Sicherheiten.

5. Steuerliche Aspekte und Liquiditätsplanung

Eine solide Finanzplanung ist für Journalisten entscheidend, da Einnahmen oft stark schwanken.
Empfohlen werden:

  • Bildung von Liquiditätsrücklagen (mind. 3 Monatsausgaben),
  • Nutzung steuerlicher Gestaltungsspielräume (§ 4 Abs. 3 EStG – Einnahmen-Überschuss-Rechnung),
  • Umsatzsteuerbefreiung bei journalistischer Tätigkeit im Ausland (§ 3a UStG).

Leasinglösungen sind steuerlich besonders attraktiv, da sie voll abzugsfähig sind und Liquidität schonen.


6. Markttrends 2025

Der Trend geht klar in Richtung hybrider Finanzierung:
Freie Journalisten kombinieren Kredite, Stipendien und Crowdfunding.
Besonders Recherchereisen, Podcasts, Dokumentarprojekte und datenjournalistische Arbeiten werden zunehmend über Drittmittel finanziert.

Gleichzeitig entstehen neue Kooperationsformen – etwa Kollektivbüros, die gemeinsam Software und Ausrüstung finanzieren.

Ein weiterer Wachstumsbereich: digitale Mediengründungen.
Immer mehr Journalisten bauen eigene Portale oder Newsletter auf – meist mit Startfinanzierungen zwischen 10.000 und 50.000 €.


Freie Journalisten sind ein Paradebeispiel für moderne Wissensarbeit: hochqualifiziert, flexibel, aber finanziell verletzlich.
Ihre Kreditanforderungen unterscheiden sich deutlich von klassischen Unternehmensfinanzierungen.
Eine erfolgreiche Finanzierung erfordert branchenspezifisches Verständnis, transparente Einnahmestrukturen und kreative Kombination von Förder- und Bankmitteln.
Banken, die diese Dynamik erkennen, erschließen einen wachsenden, aber bislang unterbetreuten Markt.


 

Der Auftrag, der alles veränderte – und warum ich dafür erst Schulden machen musste

Es war einer dieser Anrufe, die man als Freiberufler nie vergisst.
„Herr Bosse, wir hätten da ein Projekt für Sie – größer, langfristig, gut bezahlt.“
Ich lehnte mich zurück, tat so, als wäre das nichts Besonderes. Aber innerlich? Euphorie pur.
Der Haken kam im nächsten Satz: „Wir bräuchten allerdings vorab ein paar technische Anpassungen und neue Ausrüstung – Sie wissen ja, Qualität muss stimmen.“
Ich wusste, was das bedeutete: investieren. Sofort.


Zwischen Euphorie und Excel-Tabelle

Ich öffnete mein Geschäftskonto. Es sah… okay aus. Aber nicht „Investition-in-einen-großen-Auftrag“-okay.
Neue Technik, zusätzliche Software-Lizenzen, Fahrtkosten, eventuell ein externer Mitarbeiter – das alles summierte sich schneller, als mir lieb war.

Ich stand vor der typischen Freiberufler-Frage: Riskieren und wachsen – oder warten und verlieren?


Mein Weg: Finanzierung statt Zögern

Ich entschied mich für einen Kredit – zum ersten Mal, um Wachstum zu finanzieren, nicht um ein Loch zu stopfen.
Ich nutzte Smava, einfach weil ich dort sofort mehrere Angebote bekam. Kein langes Gerede, keine Rechtfertigungsschleifen.
Ich wählte einen Kredit über 7.500 Euro, Laufzeit 24 Monate. Der Zinssatz war okay, nicht perfekt – aber ehrlich gesagt war mir das in dem Moment egal.
Zwei Tage später war das Geld auf meinem Konto.
Und ich erinnere mich noch an dieses Gefühl, als ich das erste neue Equipment bestellt habe: Freiheit, gepaart mit purem Nervenkitzel.


Der Auftrag – und was daraus wurde

Der Kunde war zufrieden. Der Auftrag zog sich über Monate, brachte Folgeprojekte, und ich konnte die Investition schneller zurückzahlen als geplant.

Das Entscheidende aber war: Ich hatte gelernt, dass ein Kredit nicht nur ein Notnagel ist, sondern ein Werkzeug.
Ein Werkzeug, um Chancen wahrzunehmen, die sonst an einem vorbeiziehen.


Rückblick mit Abstand

Heute würde ich es wieder so machen – aber überlegter.
Ich würde:

  • eine Rücklage für Steuern und Ausfälle bilden,
  • die Kredithöhe enger an den Bedarf anpassen,
  • und vorher mehr über die genauen Konditionen verhandeln.

Aber diese Erfahrung war unbezahlbar. Ohne diesen Schritt hätte ich wahrscheinlich nie den Sprung in größere Projekte geschafft.


Kredite sind für viele Freiberufler ein Reizwort – aber manchmal sind sie genau das, was dich aus der Komfortzone in die nächste Stufe katapultiert.
Mein Tipp: Vermeide Kredite aus Angst – aber nutze sie aus Mut.
Denn manchmal ist es besser, das Risiko zu tragen, als die Chance zu verpassen.


 

Digitale Finanzorganisation für Freiberufler – so behältst du den Überblick über Kredite, Cashflow & Chaos

Früher lag bei mir alles in Papierform. Rechnungen, Kontoauszüge, Kreditverträge – schön sortiert in Ordnern, die jedes Jahr dicker wurden.
Und trotzdem hatte ich nie den vollen Überblick.
Heute läuft fast alles digital – und ganz ehrlich: Ich weiß nicht, wie ich jemals anders arbeiten konnte.
Die Digitalisierung hat die Finanzwelt komplett verändert. Und wer als Freiberufler clever ist, nutzt diese Entwicklung, um Zeit zu sparen, Liquidität besser zu steuern und Kredite gezielt zu managen.


1. Digitale Buchhaltung – der Grundstein

Wer seine Finanzen digital organisiert, fängt hier an: Buchhaltungstools.
Programme wie Lexoffice, SevDesk oder FastBill sind nicht nur nett, sie sind mittlerweile unverzichtbar.
Sie verknüpfen sich mit deinem Geschäftskonto, ordnen Belege automatisch zu und exportieren Daten direkt ans Finanzamt.

💡 Vorteil: Du siehst in Echtzeit, wie dein Cashflow aussieht – und erkennst früh, wann ein Kredit zur Überbrückung sinnvoll sein könnte.


2. Smart Banking – das moderne Geschäftskonto

Klassische Banken hinken da oft hinterher.
Neue Anbieter wie Qonto, Finom oder Kontist kombinieren Banking, Buchhaltung und Kreditmanagement in einer Oberfläche.

  • Einnahmenübersicht
  • automatisierte Umsatzsteuer-Rücklagen
  • integrierte Kreditangebote

Das Beste: Viele bieten direkt kleine Kreditrahmen oder Sofortfinanzierungen an – ideal, wenn du schnell Kapital brauchst.


3. Kreditmanagement-Apps – Zinsen, Fristen, Raten im Griff

Ich hab früher meine Kreditraten in Excel getrackt. Funktionierte, war aber nervig.
Heute nutze ich Apps wie MoneyManager, Outbank oder Finc3, um Zinsverläufe, Tilgungsstände und Laufzeiten automatisch überwachen zu lassen.
Eine Push-Nachricht erinnert mich, wenn Sondertilgungen möglich sind – das spart richtig Geld.


4. Liquiditätsplanung mit KI-Unterstützung

Einige Tools (z. B. Agicap oder Planful) gehen noch weiter: Sie analysieren dein Zahlungsverhalten und erstellen Prognosen, wann Engpässe drohen.
Das ist besonders für Freiberufler Gold wert, weil unser Einkommen selten gleichmäßig fließt.
Ich sehe dort auf einen Blick, ob ein Kredit nötig wird – und kann reagieren, bevor es eng wird.


5. Alles verknüpfen, nichts doppelt machen

Das Zauberwort heißt Integration.
Wenn Buchhaltung, Banking und Kreditmanagement miteinander reden, sparst du Zeit und Fehler.
Ich hab meine Tools so eingerichtet, dass Rechnungen automatisch ans Konto übermittelt werden – und ich sofort sehe, wie sie meinen Cashflow beeinflussen.


Digitale Finanzverwaltung ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit.
Freiberufler, die alles in Excel und Papierkram festhalten, verschenken wertvolle Stunden und Geld.
Wer stattdessen auf moderne Tools setzt, hat seine Zahlen im Griff – und kann Kredite strategisch einsetzen, statt hektisch danach zu suchen.

Ich sag’s mal so: Wer seine Finanzen digital organisiert, hat den Kopf frei für das, was wirklich zählt – seine Arbeit.


 

Finanzierung für Ärzte und Heilberufe – Stabilität trifft auf hohe Investitionskosten – Meine Tipps!

Freiberufliche Ärztinnen, Ärzte, Zahnärzte und Heilpraktiker gehören zu den wirtschaftlich stabilsten Selbstständigen in Deutschland.
Sie profitieren von stetiger Nachfrage, sicherem Einkommen und hoher gesellschaftlicher Relevanz.
Gleichzeitig stehen sie jedoch vor besonderen finanziellen Herausforderungen: teure Praxisausstattung, gesetzliche Auflagen, Standortinvestitionen und steigende Personalkosten.
Eine fundierte Finanzierung ist daher nicht nur Grundlage, sondern Voraussetzung für unternehmerischen Erfolg im Gesundheitswesen.


1. Marktüberblick

In Deutschland gibt es rund 420.000 freiberuflich tätige Ärzte und Heilberufler, davon:

  • 185.000 Ärztinnen und Ärzte in eigener Praxis,
  • 72.000 Zahnärzte,
  • 95.000 Heilpraktiker, Physio- und Psychotherapeuten,
  • 68.000 Apothekeninhaber, Logopäden und andere medizinische Dienstleister.

Der jährliche Finanzierungsbedarf dieser Gruppe wird laut Deutscher Ärztebank (apoBank) auf über 9 Milliarden Euro geschätzt – insbesondere für:

  • Praxiskauf oder -gründung,
  • Medizintechnik und Geräte,
  • Modernisierung und Digitalisierung,
  • Liquiditätsüberbrückungen bei Krankenkassenabrechnungen.

2. Typische Finanzierungsmodelle

FinanzierungsartEinsatzbereichVolumen (Ø)Laufzeit
Praxisgründung / -übernahmeErwerb bestehender Praxis150.000 – 500.000 €10–15 Jahre
InvestitionskreditGeräte, Technik, Einrichtung50.000 – 250.000 €5–10 Jahre
BetriebsmittelkreditPersonal, Material, Miete25.000 – 150.000 €1–5 Jahre
Leasing / MietkaufMedizintechnik, Fahrzeuge10.000 – 100.000 €3–6 Jahre
Kontokorrentliniekurzfristige Liquiditätbis 100.000 €flexibel

Die Kreditvolumina sind höher als in anderen Freiberufen – dafür ist die Ausfallquote laut Bundesbankstatistik mit unter 0,3 % eine der niedrigsten im gesamten Kreditmarkt.


3. Finanzierende Institute

Die Finanzierung von Ärzten und Heilberufen konzentriert sich auf wenige spezialisierte Anbieter:

  • apoBank (Deutsche Apotheker- und Ärztebank): Marktführer, über 50 % aller Praxisfinanzierungen in Deutschland.
  • Deutsche Bank / Commerzbank: bieten branchenspezifische Beratung über eigene Heilberufe-Teams.
  • Sparkassen und Volksbanken: stark im regionalen Bereich, oft mit Förderintegration (z. B. KfW).
  • GLS Bank / EthikBank: zunehmend gefragt bei nachhaltigen Praxismodellen oder Naturheilverfahren.

Viele Praxen kombinieren klassische Bankdarlehen mit KfW-Förderkrediten, vor allem den Programmen:

  • ERP-Gründerkredit StartGeld (067)
  • Unternehmerkredit (037/047)
  • Energieeffizienzprogramm 276/278 (z. B. für Praxisgebäude).

4. Bonitätsbewertung und Besonderheiten

Die Bonitätsprüfung im Gesundheitswesen unterscheidet sich deutlich vom klassischen Unternehmensgeschäft.
Wesentliche Faktoren:

  • Approbation / Berufszulassung
  • Standortanalyse und Patientenpotenzial
  • Fachrichtung und regionale Versorgungsdichte
  • Praxiserträge und Abrechnungsmodell (Kassen-/Privatanteil)
  • Persönliches Eigenkapital und Versicherungen

Ein zentrales Bewertungskriterium ist die Stabilität der Einnahmen.
Selbst kleine Einzelpraxen gelten als äußerst solvent, solange eine geordnete Abrechnung mit KVen (Kassenärztlichen Vereinigungen) besteht.


5. Investitionsschwerpunkte 2025

Aktuelle Trends zeigen, dass Ärztinnen und Ärzte zunehmend in Digitalisierung und Nachhaltigkeit investieren:

  • Einführung elektronischer Patientenakten und Telemedizin
  • Umstellung auf energieeffiziente Gebäudetechnik
  • Anschaffung moderner Diagnostikgeräte (z. B. digitale Röntgensysteme)
  • Personalmanagement-Software und Abrechnungssysteme
  • Praxisübernahmen durch junge Ärztinnen (steigend um 12 % gegenüber 2022)

Diese Investitionen treiben den Kreditbedarf nach oben – durchschnittlich +8 % pro Jahr seit 2021.


6. Förderlandschaft und steuerliche Vorteile

Neben KfW-Programmen bieten auch Länder eigene Förderinstrumente an, z. B.:

  • SAB Sachsen: Zuschüsse für Gesundheitsgründungen im ländlichen Raum
  • NRW.Bank: zinsgünstige Kredite für Praxisinvestitionen
  • LfA Bayern: Eigenkapitalergänzungsprogramme

Steuerlich sind nahezu alle Zinsen aus Praxisfinanzierungen voll absetzbar.
Leasingmodelle werden zunehmend gewählt, um Geräte bilanzneutral zu finanzieren.


7. Zukunftsausblick

Die demografische Entwicklung begünstigt das Gesundheitswesen langfristig.
Gleichzeitig steigt der Investitionsdruck: Digitalisierung, Fachkräftemangel und gesetzliche Vorgaben verlangen Kapital.

Banken sehen darin einen stabilen, aber anspruchsvollen Markt.
Während Großbanken eher zurückhaltend agieren, setzen spezialisierte Anbieter auf maßgeschneiderte Lösungen – mit Fokus auf Effizienz, Nachhaltigkeit und Nachfolgefinanzierung.


Freiberufliche Ärzte und Heilberufler bilden das Rückgrat der freiberuflichen Wirtschaft in Deutschland – stabil, kreditwürdig und innovationsbereit.
Die größten Herausforderungen liegen weniger in der Finanzierung selbst, sondern in der Planung und Strukturierung der Investitionen.
Wer die richtigen Partner – etwa apoBank, KfW und eine regionale Förderbank – kombiniert, erhält langfristig stabile Finanzierungslösungen mit planbarer Liquidität.
Das Gesundheitswesen bleibt damit auch in Zukunft ein bevorzugter Kreditsektor – mit niedrigem Risiko, aber hohem Beratungsbedarf.


 

Mein Crowdfunding ist gescheitert – und das war das Beste, was mir passieren konnte

Ich erinnere mich noch an die Euphorie, mit der ich damals mein Crowdfunding-Projekt gestartet hab.
Ich hatte die Idee, die Vision, das Konzept – sogar das Pitchvideo war (zumindest aus meiner Sicht) ziemlich genial.
Ich war überzeugt: Das Ding geht durch die Decke.
Und dann … kam nichts.

Drei Wochen lang habe ich auf die Kampagnenseite gestarrt, F5 gedrückt wie ein Verrückter und gehofft, dass irgendwer – irgendjemand – endlich auf „Unterstützen“ klickt.
Aber außer zwei Freunden und meiner Mutter blieb es still.


Der Moment, in dem ich’s begriffen habe

Zuerst war’s Frust. Dann Wut. Dann kam die Erkenntnis:
Nicht das Crowdfunding war schuld – ich war’s.
Ich hatte einfach gedacht, gute Idee = gutes Ergebnis. Aber Crowdfunding ist kein Wunschkonzert. Es ist Kommunikation, Vertrauen, Community. Und die hatte ich damals schlicht nicht.


Die typischen Fehler (die ich alle gemacht habe)

1. Kein Publikum, keine Chance.
Ich hab mein Projekt gestartet, bevor ich mir eine Community aufgebaut hatte. Niemand kannte mich – warum sollte also jemand in mich investieren?

2. Zu vage erklärt.
Ich hab erzählt, was ich machen will – aber nicht, warum es wichtig ist. Menschen unterstützen keine Produkte, sie unterstützen Geschichten.

3. Keine Emotion, nur Fakten.
Mein Pitch war zu sachlich. Kein Funke, kein Herz, kein „Wow, das will ich unterstützen!“.

4. Kein klarer Plan B.
Ich dachte, wenn’s nicht klappt, war’s das. Dabei ist eine gescheiterte Kampagne oft der Anfang von etwas Besserem.


Was danach kam

Nach dem Scheitern hab ich neu angefangen – kleiner, ehrlicher, direkter.
Ich hab meine Zielgruppe gesucht, Social Media genutzt, Feedback gesammelt, bevor ich überhaupt den nächsten Versuch wagte.
Und siehe da: Beim zweiten Mal lief’s. Nicht spektakulär, aber solide – und echt.

Das war der Punkt, an dem ich verstanden hab: Scheitern ist kein Stopp, es ist ein Spiegel.


Mein Tipp für andere Freiberufler

Wenn dein Crowdfunding floppt, versteck dich nicht.

  • Sammle Feedback.
  • Frag Unterstützer, was sie vermisst haben.
  • Analysiere Zahlen (Besucher, Klicks, Videoaufrufe).
  • Und dann starte neu – mit dem Wissen, das dir keine Bank der Welt beibringen kann.

Ein gescheitertes Crowdfunding ist keine Niederlage. Es ist ein Crashkurs in Marketing, Psychologie und Demut.
Ich würde sogar sagen: Wer nie gescheitert ist, hat’s nie wirklich versucht.
Also: Wenn du auf die Nase fällst – steh auf, klopf dir den Staub ab und starte nochmal. Nur diesmal mit Herz statt nur Plan. ❤️


 

Wir verdienen gut, aber Liquidität ist trotzdem ein Thema“ – Finanzierung im IT-Freiberuf – Meine Tipps

IT-Freiberufler gelten als Gewinner der Digitalisierung.
Sie arbeiten projektbasiert, oft mit Tagessätzen von 600 bis 1.000 Euro, und können Aufträge meist frei wählen.
Doch was viele Außenstehende nicht wissen: Gerade in dieser Branche gibt es erhebliche Finanzierungslücken, vor allem zwischen Projektstart, Rechnungsstellung und tatsächlicher Zahlung.
Wir haben mit Thomas Becker, freiberuflichem Softwareentwickler aus Leipzig, gesprochen – über Cashflow, Bankgespräche und warum eine gute Liquiditätsplanung oft wichtiger ist als ein neuer Laptop.


„IT-Freiberufler sind oft keine typischen Bankkunden“

Frage: Herr Becker, Sie arbeiten seit über zehn Jahren selbstständig. Wie sieht Ihr Finanzalltag aus?

Becker: „Ich habe pro Jahr vielleicht fünf bis sieben große Projekte – das heißt, teilweise liegen mehrere Wochen zwischen Rechnung und Zahlung. Wenn dann ein Kunde später zahlt oder ein Projekt sich verzögert, kann das die Liquidität belasten, auch wenn die Auftragslage eigentlich gut ist.“

Frage: Also klassische Cashflow-Probleme trotz hoher Umsätze?

Becker: „Genau. Viele ITler denken: Ich verdiene doch gut, wieso sollte ich einen Kredit brauchen? Aber das ist falsch. Selbstständigkeit heißt Schwankung. Ich nutze mittlerweile einen kleinen Betriebsmittelkredit bei der Commerzbank, um Auftragsspitzen und Wartezeiten zu überbrücken. Die Zinsen sind überschaubar, aber der Handlungsspielraum enorm.“


Finanzierung für IT-Freiberufler: zwischen Realität und Bonitätslogik

IT-Selbstständige gelten für Banken als Freiberufler ohne materielle Sicherheiten.
Ihre Einnahmen stammen aus Projekten, meist ohne langfristige Verträge.
Das macht die Kreditbewertung komplex, da keine klassischen Vermögenswerte vorhanden sind.

Typische Finanzierungsformen:

  • Betriebsmittelkredit oder Kontokorrentrahmen (10.000 – 100.000 €)
  • Leasing für Hardware, IT-Ausrüstung oder Firmenwagen
  • KfW-Unternehmerkredit (037/047) für Digitalisierung und Investitionen
  • Factoring zur Vorfinanzierung von Rechnungen

Thomas Becker: „Ich nutze Factoring über einen Anbieter namens Finom. Das ist unkomplizierter als ein Bankkredit und ich bekomme mein Geld oft innerhalb von zwei Tagen.“


„Banken verstehen unsere Branche immer besser“

Frage: Haben Sie den Eindruck, dass Banken IT-Freiberufler inzwischen ernster nehmen?

Becker: „Ja, absolut. Früher musste ich bei jedem Gespräch erklären, was ich überhaupt mache. Heute gibt es spezialisierte Berater – vor allem bei Volksbanken und der DKB. Man merkt, dass sich etwas verändert hat.“

Die DKB, Commerzbank und einige Sparkassen haben mittlerweile eigene Programme für Freiberufler im Digitalbereich, inklusive Förderintegration.
Insbesondere digitale Kreditanbieter wie iwoca oder auxmoney business haben sich etabliert, da sie schnelle, unbürokratische Entscheidungen ermöglichen – oft nur mit Kontoauszügen und Umsatznachweisen.


„Viele unterschätzen die Bedeutung von Rücklagen“

Frage: Was würden Sie jungen IT-Freiberuflern raten, die gerade starten?

Becker: „Zuerst: Rücklagen aufbauen! Und zwar konsequent. Außerdem frühzeitig eine Bankbeziehung pflegen – am besten, bevor man das Geld braucht. Wenn man erst hingeht, wenn’s eng wird, sind die Konditionen oft schlechter.“

Frage: Nutzen Sie auch Förderprogramme?

Becker: „Ja, ich habe beim letzten Softwareprojekt eine Kombination aus KfW-Unternehmerkredit und einem Zuschuss der SAB Sachsen genutzt. Das ging über meine Hausbank, und die haben sich um alles gekümmert. Der Prozess war langsamer, aber es hat sich gelohnt.“


Stark verdienend, aber nicht sorgenfrei

IT-Freiberufler und Softwareentwickler bilden eine finanzstarke, aber oft unterschätzte Zielgruppe im Kreditmarkt.
Sie brauchen weniger klassische Investitionsdarlehen, dafür Liquiditäts- und Projektfinanzierungen mit schnellen Entscheidungswegen.
Banken, die sich an diese Dynamik anpassen, gewinnen Kunden, die langfristig treu bleiben.
Denn, wie Becker sagt:

„Ich brauche keine Bank, die mich motiviert – ich brauche eine, die mich versteht.“


 

Wie Crowdfunding mein Denken verändert hat – und warum Freiberufler heute keine Banken mehr brauchen

Ich war lange der Meinung: Wenn man Geld braucht, geht man zur Bank. Punkt.
Aber das war, bevor ich gesehen habe, wie andere Freiberufler ihre Projekte von ganz normalen Menschen finanzieren lassen – mit nichts als einer guten Idee, einer ehrlichen Geschichte und ein bisschen Mut.
Ich hab das zuerst belächelt. Crowdfunding, Micro-Investments, Community-Funding – das klang nach Hipster-Finanzwelt.
Heute sehe ich das anders. Heute sehe ich: Es ist Freiheit.


Der Moment, in dem Fremde plötzlich zu Unterstützern werden

Eine Freundin von mir ist Illustratorin. Sie wollte ein Kinderbuch veröffentlichen, hatte aber keine Chance bei klassischen Verlagen.
Also startete sie ein Crowdfunding auf Startnext. Kein großes Marketingbudget, kein Verlag im Rücken – nur ihr Herzblut.
Sie hat das Finanzierungsziel innerhalb von zwei Wochen erreicht.
Nicht, weil sie Glück hatte – sondern weil Menschen spüren, wenn eine Idee echt ist.
Das ist der Zauber dieser Finanzierungsform: Man verkauft keine Zahlen, man teilt eine Vision.


Crowdfunding vs. Micro-Investment

Crowdfunding ist meist einmalig: Du sammelst Geld für ein Projekt, gibst eine Gegenleistung (z. B. Produkt, Kurs, Kunstwerk) und realisierst dein Ziel.
Micro-Investments dagegen sind langfristiger.
Hier können Investoren kleine Summen in dein Business stecken und werden am Erfolg beteiligt – ohne dass du Anteile abgeben musst wie bei Venture Capital.

Beispiel:
Ein Fotograf finanziert über Micro-Investments eine neue Studioausstattung. Die Investoren bekommen im Gegenzug kostenlose Shootings oder Beteiligung am Gewinn aus dem Projekt. Win-win.


Warum das perfekt für Freiberufler ist

Wir Freiberufler sind oft Einzelkämpfer. Wir haben keine riesigen Sicherheiten, keine Bilanzen mit sieben Nullen – aber wir haben Ideen.
Und Crowdfunding gibt uns genau dafür die Bühne.
Ob Designprojekt, Onlinekurs, nachhaltiges Produkt oder Musikprojekt – du brauchst heute keine Bank mehr, um anzufangen. Du brauchst Menschen, die an dich glauben.


Worauf man achten sollte

Natürlich funktioniert das nicht von allein.

  • Ehrliche Kommunikation ist alles.
  • Das Ziel muss realistisch sein – nicht zu klein, nicht zu abgehoben.
  • Die Gegenleistungen sollten greifbar sein.

Und ganz wichtig: Erzähle deine Geschichte.
Menschen investieren nicht in Zahlen, sie investieren in Menschen.


Crowdfunding ist mehr als Finanzierung. Es ist der Beweis, dass Ideen wichtiger sind als Sicherheiten.
Ich hab durch diese Form des Denkens gelernt: Kapital ist nicht nur Geld – es ist Vertrauen, das man sich verdient.
Vielleicht ist genau das die Zukunft der Freiberufler-Finanzierung: Weniger Bürokratie, mehr Menschlichkeit.


 

Rechtsanwälte & Kanzleien – stabile Honorare, komplexe Finanzierungen – Meine Tipps & Erfahrungen

Wer an Kreditrisiken denkt, denkt selten an Anwälte.
Juristen gelten als solide, einkommensstark und risikoarm – das klassische Bild eines verlässlichen Darlehensnehmers.
Doch die Realität in Kanzleien, besonders bei Einzelanwälten oder kleinen Sozietäten, ist differenzierter.
Denn auch hier gilt: Liquidität ist kein Selbstläufer.


1. Wirtschaftliches Profil

In Deutschland arbeiten rund 170.000 Rechtsanwälte, über 70 % davon selbstständig oder in kleinen Büros.
Der durchschnittliche Jahresumsatz pro Anwalt liegt laut BRAK bei etwa 120.000 bis 250.000 Euro, je nach Spezialisierung.
Doch zwischen Honorareingang, Steuerzahlungen und Kosten für Fachpersonal entsteht oft ein zeitlicher Finanzierungsspielraum, der überbrückt werden muss.
Hinzu kommen steigende Anforderungen an Digitalisierung, Mandantenservice und Kanzleimarketing – alles Investitionsfelder, die Kapital binden.


2. Finanzierungsbedarf in der Praxis

Die klassische Kanzlei hat keine Lagerhaltung, keine Maschinen, keine physischen Güter.
Ihr Kapital liegt im Wissen und in der Reputation.
Das macht sie für Banken zugleich berechenbar – und schwierig zu bewerten.

Typische Finanzierungsanlässe sind:

  • Kanzleigründung oder -übernahme
  • Digitalisierung und Softwarelizenzen (z. B. RA-MICRO, DATEV, Cloudsysteme)
  • Einrichtung und Modernisierung der Büroräume
  • Liquidität für Personal, Miete, Versicherungen
  • Vorfinanzierung bei Prozesskosten oder Mandatsverzögerungen

Besonders junge Kanzleien benötigen in den ersten 12 bis 24 Monaten einen finanziellen Puffer, bis sich die Honorarlage stabilisiert.


3. Finanzierungsmöglichkeiten

FinanzierungsartZiel / EinsatzgebietBetrag (Ø)Zinssatz (effektiv)Laufzeit
Gründerkredit (KfW 067)Kanzleigründung / Übernahmebis 125.000 €ab 2,8 %bis 10 Jahre
InvestitionskreditIT, Einrichtung, Modernisierung20.000 – 200.000 €3,5 – 5,5 %5–10 Jahre
Betriebsmittelkredit / KontokorrentLaufende Kosten, Gehälter, Steuern10.000 – 100.000 €5,0 – 8,0 %flexibel
Leasing / MietkaufHardware, Fahrzeuge, Technik5.000 – 50.000 €4,5 – 6,5 %3–6 Jahre

Viele Kanzleien nutzen Mischfinanzierungen – also langfristige Kredite für Ausstattung plus flexible Kreditlinien für Liquidität.


4. Geeignete Banken und Anbieter

Für Kanzleien eignen sich besonders Anbieter, die Erfahrung mit Freiberuflern haben:

  • Deutsche Ärzte- und Apothekerbank (apoBank): spezialisiert auf Heil- und Freiberufler, bietet maßgeschneiderte Kanzleifinanzierungen.
  • Commerzbank und Deutsche Bank: eigene Mittelstandsberatung für Anwaltskanzleien und Steuerberater.
  • Sparkassen / Volksbanken: regional stark, flexible Förderintegration (z. B. mit Bürgschaftsbanken).
  • KfW und LfA / NRW.Bank: Förderdarlehen für Gründung, Nachfolge und Digitalisierung.

Fintechs wie iwoca oder auxmoney Business spielen hier kaum eine Rolle, da sie häufig auf datengetriebene Bonitätsmodelle setzen, die den individuellen Kanzleiumsatz schwer abbilden können.


5. Bonitätskriterien

Die Kreditwürdigkeit von Kanzleien wird meist nach folgenden Parametern bewertet:

  • Berufserfahrung und Zulassungsdauer
  • stabile Mandantenstruktur
  • Umsatzentwicklung der letzten 2–3 Jahre
  • Eigenkapitalquote
  • Standortanalyse (städtisch, regional, spezialisiert)

Banken betrachten Kanzleien weniger als klassische Unternehmen, sondern als personengetriebene Dienstleister.
Die persönliche Reputation des Anwalts ist daher fast ebenso relevant wie die BWA.


6. Markttrends 2025

Die Branche steht vor einem strukturellen Wandel:

  • Digitalisierung: Online-Mandatsbearbeitung und KI-gestützte Recherche erfordern Software-Investitionen.
  • Kooperationen: Zusammenschlüsse kleiner Kanzleien erhöhen den Finanzierungsbedarf.
  • Fachkräftemangel: steigende Lohnkosten und Personalbindung werden zu Kernrisiken.
  • Nachfolge: Zahl der Kanzleiübernahmen nimmt zu – vor allem im ländlichen Raum.

Diese Trends führen dazu, dass immer mehr Kanzleien strategisch investieren, statt nur situativ Kredite aufzunehmen.


Kanzleien sind stabile, aber kapitalintensive Unternehmen, wenn sie wachsen oder modern bleiben wollen.
Banken bevorzugen die Branche, weil das Ausfallrisiko gering ist – doch sie verlangen nachvollziehbare Liquiditätsplanung und professionelle Buchführung.

Mein kleines Fazit:
Juristische Kompetenz allein sichert keine Liquidität.
Wer seine Kanzlei wie ein Unternehmen führt, schafft sich finanzielle Spielräume – und wird auch als Kreditnehmer ernst genommen.