Ich erinnere mich noch ziemlich genau an meine ersten Jahre als Freiberufler. Der Auftragseingang schwankte wie ein Segelboot bei Windstärke 7, und gleichzeitig musste ich investieren: Laptop, Software, manchmal auch einfach nur eine finanzielle Überbrückung, bis der nächste große Kunde zahlte. Die Bank fragte damals: „Welche Sicherheiten können Sie bieten?“ – und ich stand da wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Keine Immobilie, kein Firmenwagen, kein dickes Depot.
Die Frage, die ich mir stellte: Geht das überhaupt – ein Kredit ohne Sicherheiten als Freiberufler?
Die Realität: Banken denken immer in Risiken
Egal, ob du Arzt, Designer, IT-Berater oder Journalist bist – für Banken gehörst du als Freiberufler automatisch in die Kategorie „höheres Risiko“.
Das liegt nicht daran, dass man uns nicht mag, sondern weil unser Einkommen schwankt und schwerer vorhersehbar ist. Klassische Banken wollen daher Sicherheiten: Immobilien, Lebensversicherungen, Bürgschaften.
Aber: Es gibt durchaus Wege, auch ohne solche Sicherheiten an einen Kredit zu kommen – wenn man weiß, wo man suchen muss und wie man sich präsentiert.
Option 1: Spezialisierte Online-Kreditportale
In den letzten Jahren sind Plattformen wie auxmoney, smava oder Lendico immer beliebter geworden. Sie funktionieren oft über Privatkredite von Investoren – und hier zählt deine Bonität und deine Story mehr als das dicke Eigenkapital.
Ich habe selbst mal bei auxmoney testweise angefragt: Ohne Sicherheiten, aber mit sauberer Schufa und plausibler Projektbeschreibung, bekam ich tatsächlich mehrere Angebote.
Wichtig: Die Zinsen sind oft höher als bei klassischen Bankkrediten, aber du hast eben weniger Hürden.
Option 2: Banken mit Fokus auf Freiberufler
Es gibt ein paar Banken, die Freiberufler explizit ansprechen – zum Beispiel die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (für Heilberufe) oder bestimmte Sparkassen, die regional stark mit Freiberuflern arbeiten.
Hier kann ein gut aufbereiteter Businessplan Gold wert sein. Wenn du zeigst, wie dein Einkommen sich entwickelt, wie Aufträge gesichert sind und warum du den Kredit brauchst, steigen die Chancen enorm.
Option 3: Umsatzbasierte Finanzierung
Das ist besonders spannend für kreative Berufe und Online-Dienstleister: Anbieter wie kapilendo oder iwoca bieten Finanzierung an, bei der die Rückzahlung prozentual an deinen Umsatz gekoppelt ist.
Das bedeutet: Läuft der Monat schwach, zahlst du weniger zurück. Das kann in einer schwankenden Auftragslage extrem angenehm sein.
Meine Tipps, damit’s klappt
- Schufa prüfen: Selbst kleine negative Einträge können den Antrag sprengen. Hol dir vorher eine kostenlose Selbstauskunft.
- Einkommen belegen: Kontoauszüge, Steuerbescheide, laufende Verträge – je mehr Zahlen, desto besser.
- Kredithöhe realistisch halten: Lieber etwas kleiner starten und später aufstocken, als gleich die Traumsumme anfragen.
- Online statt Filiale: Online-Banken sind oft flexibler und schneller in der Entscheidung.
Ja, es geht – aber nicht ohne Plan
Einen Freiberufler-Kredit ohne Sicherheiten zu bekommen, ist heute absolut möglich. Aber es erfordert Vorbereitung, die Wahl der richtigen Plattform und vor allem ein klares Bild davon, wie du den Kredit zurückzahlen wirst.
Ich habe die Erfahrung gemacht: Je klarer du deine Selbstständigkeit präsentierst, desto weniger interessiert sich die Bank für deinen Immobilienbesitz – und desto mehr für dein Geschäftsmodell.