Wenn man ehrlich ist, leben wir Freiberufler ein Stück weit in einer anderen Welt als Angestellte. Während ein Angestellter am Monatsende immer sein fixes Gehalt bekommt, weiß ich manchmal nicht mal genau, ob im kommenden Monat 3.000 € oder 8.000 € auf dem Konto landen. Und genau diese Schwankungen sind der größte Stolperstein, wenn es um Kredite geht.
Ich habe das in meiner eigenen Praxis schmerzhaft erlebt: Die Bank wollte ein gleichmäßiges Einkommen sehen, aber mein Geschäftsmodell war alles andere als regelmäßig. Und trotzdem habe ich es geschafft, passende Finanzierungen zu finden – heute möchte ich dir zeigen, wie.
Warum Banken schwankende Einnahmen nicht mögen
Die Logik der Banken ist simpel: Regelmäßigkeit = Sicherheit.
Ein festes Gehaltsschema bedeutet für die Bank ein kalkulierbares Risiko. Bei uns Freiberuflern ist es aber normal, dass ein Projekt mal groß ist, mal klein, oder dass Rechnungen verspätet bezahlt werden.
Bei meinem ersten Kreditversuch war der Banker sogar ehrlich und meinte: „Herr Alex, Ihr Einkommen ist ja wirklich gut – aber es kommt so unregelmäßig, dass wir es nicht bewerten können.“ Da musste ich erstmal schlucken.
Welche Kreditarten wirklich Sinn machen
Ich habe über die Jahre gelernt: Man braucht nicht immer den klassischen Ratenkredit. Je nach Situation gibt es unterschiedliche Kreditformen, die für uns Freiberufler mit schwankendem Einkommen viel besser passen:
- Rahmenkredit (Kreditlinie): Funktioniert wie ein Dispo, nur günstiger. Du zahlst nur Zinsen auf den Betrag, den du wirklich nutzt. Das war für mich oft die flexibelste Lösung.
- Privatkredite über Plattformen: Bei Auxmoney oder Smava sind auch schwankende Einnahmen kein KO-Kriterium. Oft reicht es, wenn die Gesamtsumme über’s Jahr passt.
- Factoring oder Rechnungsfinanzierung: Wenn du Rechnungen hast, die erst in 60 Tagen bezahlt werden, kannst du sie sofort von einem Anbieter vorfinanzieren lassen.
- FinTech-Kredite: Anbieter wie Kontist oder Qonto haben flexible Modelle, die nicht nur auf ein starres Gehalt schauen, sondern deine Cashflows analysieren.
Mein Erfahrungsbeispiel: Rahmenkredit als Gamechanger
Vor ein paar Jahren stand ich vor der Herausforderung, dass ich mehrere größere Ausgaben gleichzeitig hatte: neue Technik, Steuerzahlung und dazu noch ein Projekt, das sich verzögert hat. Ein klassischer Kredit hätte mir die Luft genommen, weil ich fixe Raten zahlen sollte – egal, ob der Monat stark oder schwach lief.
Die Lösung war ein Rahmenkredit. Ich konnte 10.000 € abrufen, aber eben nur 3.000 € nutzen, wenn es eng wurde. Zinsen zahlte ich also nur auf diese 3.000 €. In Monaten mit guten Einnahmen konnte ich direkt wieder zurückzahlen. Genau diese Flexibilität hat mich damals gerettet.
Worauf du achten solltest
Wenn du auch schwankende Einnahmen hast und über einen Kredit nachdenkst, dann schau besonders auf diese Punkte:
- Flexibilität der Rückzahlung: Starre Raten sind Gift bei schwankendem Einkommen. Lieber Kreditlinien oder Anbieter mit flexiblen Rückzahlungsmodellen.
- Laufzeit: Je kürzer die Laufzeit, desto weniger Risiko. Bei längeren Laufzeiten solltest du prüfen, ob du die Raten wirklich auch in schlechten Monaten stemmen kannst.
- Zinsen & Gebühren: Gerade bei Rahmenkrediten können die Unterschiede groß sein – vergleichen lohnt sich.
Für uns Freiberufler ist ein Kredit immer ein Balanceakt zwischen Sicherheit und Flexibilität. Mit schwankendem Einkommen macht es keinen Sinn, sich an starre Raten zu ketten. Ich persönlich setze heute fast ausschließlich auf Rahmenkredite und flexible Anbieter, weil ich so nicht in die Falle gerate, in einem schwachen Monat ins Minus zu rutschen.
Mein Tipp: Suche nach Krediten, die zu deinem Lebensrhythmus passen – und nicht andersrum.