Kredite für Journalisten – ein Bericht aus der Zwischenwelt der Zahlen und Geschichten

Es regnet in Hamburg.
Der Regen prasselt gegen das Café-Fenster, während Lukas – freier Journalist, Anfang 40 – auf den Bildschirm seines Laptops starrt.
Sein Artikel ist fast fertig, ein Stück über politische Fehlentscheidungen.
Aber in seinem Kopf tobt eine ganz andere Krise: die nächste Rechnung, die nächste Miete, der nächste Auftrag, der vielleicht nicht kommt.

„Ich erzähle Geschichten über Menschen, die scheitern und wieder aufstehen“, sagt er.
„Aber manchmal frage ich mich, ob ich selbst einer von ihnen bin.“


Der Antrag

Lukas braucht Geld. Nicht viel – 7.500 Euro.
Neue Kamera, ein Reisefonds, ein bisschen Puffer.
Er ruft seine Hausbank an.
„Freier Journalist“, sagt er am Telefon.
Kurze Pause.
Dann: „Wir brauchen die letzten drei Steuerbescheide, Einkommensnachweise und…“

Er hört nicht weiter zu.
Er weiß, was das bedeutet.

Er hatte gute Jahre. Und welche, in denen nichts ging.
Banken sehen da keine Leidenschaft. Nur Lücken.


Die Absage

Zwei Wochen später kommt die Mail.
„Leider können wir Ihren Antrag nicht bewilligen.“
Das Wort leider ist fettgedruckt, als wollte es Mitgefühl vortäuschen.

Er scrollt weiter, liest Zahlen, Begründungen, Paragraphen.
Dann löscht er die Nachricht.


Der zweite Versuch

Über auxmoney versucht er’s nochmal.
Diesmal keine Gespräche, keine Blicke, keine Fragen nach Sicherheiten.
Nur Dokumente, Rechnungen, Belege.
Ein Algorithmus entscheidet.
Drei Tage später: Genehmigt.

Er starrt auf die E-Mail.
Ein leises Lächeln. Kein Triumph, eher Erleichterung.
„Die Bank wollte wissen, wer ich bin“, sagt er.
„Das Internet wollte nur wissen, was ich verdiene.“


Zwischen Idealismus und Einkommen

Freie Journalisten schreiben über die Welt – aber kaum jemand schreibt über sie.
Sie jonglieren mit Aufträgen, Honoraren, Deadlines.
Die einen nennen sie Idealisten, die anderen Überlebenskünstler.

Ein Kredit ist für sie kein Luxus, sondern Überbrückung – zwischen Recherche und Rechnung, Auftrag und Auszahlung.


Journalisten leben für Wahrheit, nicht für Rendite.
Und trotzdem brauchen sie manchmal eine Bank, die ihnen glaubt.

Ich finde: Wer Geschichten erzählt, die die Gesellschaft bewegen, sollte selbst keine schreiben müssen, um einen Kredit zu bekommen.
Vielleicht ist das die Geschichte, die Banken noch lernen müssen.