Kredite für Rechtsanwälte – meine Erfahrungen zwischen Kanzleigründung und Liquidität

Viele glauben, dass Anwälte automatisch viel Geld verdienen und deshalb keine Finanzierung brauchen. Aber wer schon mal einen Anwalt in der Gründungsphase begleitet hat, weiß: das Gegenteil ist der Fall. Kanzleigründungen verschlingen enorme Summen – und selbst später können Liquiditätsengpässe auftreten, wenn Mandanten ihre Rechnungen nicht sofort bezahlen.


Warum Rechtsanwälte Kreditbedarf haben

Ein Anwalt braucht für den Start nicht nur einen Schreibtisch und einen Stapel Aktenordner. In der Realität kommen schnell folgende Kosten zusammen:

  • repräsentative Büroräume (oft in guter Lage)
  • Mitarbeiter (Sekretariat, wissenschaftliche Mitarbeiter, Assistenten)
  • Fachliteratur und Datenbanken (juristische Online-Portale sind extrem teuer)
  • Marketing und Kanzlei-Webseite
  • IT-Infrastruktur und Datenschutzlösungen

Dazu kommt: Mandanten zahlen manchmal erst nach Monaten, oder man muss Prozesskosten vorfinanzieren.


Welche Kreditarten für Rechtsanwälte passen

Investitionskredit

Besonders wichtig bei der Gründung oder beim Ausbau einer Kanzlei. Damit lassen sich Ausstattung, Personal und Räumlichkeiten finanzieren.

Betriebsmittelkredit

Hilft, laufende Kosten zu decken, wenn Mandanten später zahlen.

Kontokorrentkredit

Quasi Pflicht für Kanzleikonten. Viele Rechtsanwälte nutzen diesen Überziehungsrahmen, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken.

KfW-Kredite

Gerade für Gründer interessant. Die KfW hat spezielle Programme, die über Hausbanken beantragt werden können.


Erfahrungen aus der Praxis

Ein Bekannter von mir – Fachanwalt für Arbeitsrecht – hat seine Kanzlei mit einem Mix aus KfW-Gründerkredit und einem Sparkassen-Investitionskredit gestartet. Ohne diese Finanzierung hätte er die repräsentativen Büroräume nie beziehen können.

Eine junge Anwältin, die ich kenne, hatte dagegen große Schwierigkeiten. Ihre Hausbank lehnte den Kredit ab, weil sie „zu wenig Berufserfahrung“ hatte. Erst über die Volksbank bekam sie eine Zusage – allerdings nur mit Bürgschaft ihrer Eltern.

Meine Erfahrung: Banken sehen Anwälte zwar grundsätzlich als solide Kreditnehmer, aber in der Gründungsphase sind sie oft vorsichtiger als gedacht.


Vorteile für Rechtsanwälte

Der große Vorteil: Anwälte haben langfristig ein stabiles und oft überdurchschnittliches Einkommen. Das wirkt sich positiv auf die Kreditwürdigkeit aus. Wer einmal etabliert ist, bekommt bei Banken meist gute Konditionen.


Rechtsanwälte sind bei Banken gern gesehene Kunden – aber nur, wenn die Kanzlei schon etabliert ist. In der Gründungsphase sieht es oft ganz anders aus: hohe Kosten, wenig Einnahmen, Skepsis der Banken.
Wenn ich heute Anwalt wäre, würde ich frühzeitig einen Businessplan mit klaren Zahlen und Mandantenprognosen erstellen – und mich gezielt an Banken wenden, die Erfahrung mit Freiberuflern haben. Sparkassen, Volksbanken oder auch die apoBank sind hier gute Anlaufstellen.


👉 Bist du selbst Rechtsanwalt und hast schon mal einen Kredit aufgenommen? War es einfach, oder musstest du dich durch Berge von Papier kämpfen? Schreib’s gerne in die Kommentare – ich bin gespannt!