Ich habe im Laufe der Jahre einige Steuerberater kennengelernt, die ihr eigenes Büro aufgebaut haben. Viele Leute glauben: „Steuerberater verdienen doch super, die brauchen doch keine Kredite.“ Aber genau da liegt der Irrtum. Gerade in der Anfangsphase einer Kanzlei entstehen hohe Kosten – Büroräume, Angestellte, Fachsoftware, vielleicht sogar Übernahmen von bestehenden Mandaten. Ohne Kredit geht da fast nichts.
Warum Steuerberater Kreditbedarf haben
Ein Steuerberater ist zwar Experte für Zahlen, Steuern und Bilanzen, aber er muss seine eigene Kanzlei wie ein Unternehmen aufbauen. Das heißt: Investitionen sind nötig, bevor überhaupt das erste Honorar richtig fließt. Besonders teuer sind:
- Lizenzen für Buchhaltungs- und Steuerprogramme
- Einrichtung von Büroräumen
- Fachliteratur und Datenbanken
- Mitarbeitergehälter
Dazu kommt: Mandanten zahlen nicht immer sofort. Manche Kanzleien müssen Monate überbrücken, bis offene Rechnungen beglichen sind.
Welche Kreditarten für Steuerberater besonders wichtig sind
Investitionskredit
Der Klassiker bei der Kanzleigründung. Wer Räume einrichtet, Software anschafft oder Mandantenstämme übernimmt, greift fast immer auf einen Investitionskredit zurück.
Betriebsmittelkredit
Gerade bei schwankenden Einnahmen hilft ein Betriebsmittelkredit, laufende Kosten wie Gehälter und Miete zu decken. Steuerberater nutzen diese Form oft, um auch in schwachen Monaten stabil zu bleiben.
Kontokorrentkredit
Viele Kanzleien haben ein Geschäftskonto mit Kontokorrent. So können kurzfristige Engpässe überbrückt werden, wenn Mandanten später zahlen.
KfW-Förderung
Spannend: Steuerberater können ebenfalls KfW-Gründerkredite nutzen, vor allem beim Aufbau einer Kanzlei. Die KfW ist hier oft die bessere Option, weil sie längere Laufzeiten und günstigere Zinsen bietet als viele Hausbanken.
Meine Erfahrungen aus dem Umfeld
Ein befreundeter Steuerberater hat mir erzählt, dass er für den Start seiner Kanzlei einen KfW-Gründerkredit über seine Hausbank beantragt hat. Das Verfahren war zwar bürokratisch, aber am Ende bekam er eine Finanzierung mit fünf Jahren Laufzeit und tilgungsfreien Anfangsjahren. Das half enorm, die Anfangsphase zu überstehen.
Ein anderer Kollege hatte weniger Glück: Seine Sparkasse verweigerte den Betriebsmittelkredit, weil sie seine Mandantenstruktur für „zu unsicher“ hielt. Er wich auf einen Online-Anbieter (smava) aus – und bekam dort schneller eine Zusage.
Vorteile als Steuerberater bei Banken
Das klingt jetzt vielleicht überraschend, aber Steuerberater haben im Vergleich zu anderen Freiberuflern einen Ruf als sichere Kreditnehmer. Warum? Weil ihr Einkommen in vielen Fällen stabiler ist als bei Kreativen oder Künstlern. Mandanten brauchen ihre Dienste dauerhaft, und das wirkt auf Banken beruhigend.
Trotzdem schauen Banken genau hin: wie lange besteht die Kanzlei schon, wie hoch sind die laufenden Fixkosten, gibt es Rücklagen?
Steuerberater haben auf den ersten Blick bessere Chancen als viele andere Freiberufler, einen Kredit zu bekommen. Aber auch hier gibt es Stolperfallen. Vor allem bei der Kanzleigründung ist die richtige Finanzierung entscheidend. Ich würde in diesem Fall ganz klar die KfW mit ins Boot holen, weil ihre Programme speziell für Gründer ausgelegt sind.
Wer bereits etabliert ist, kann mit Hausbanken oder Direktbanken gute Deals aushandeln – oft zu besseren Konditionen, als es andere Freiberufler schaffen.
👉 Bist du selbst Steuerberater oder gerade in der Gründungsphase? Hast du schon Erfahrungen mit Krediten gesammelt? Wurde dir der Weg leicht gemacht oder musstest du dich durch Papierberge kämpfen? Schreib’s gerne in die Kommentare – ich bin gespannt!