Letzte Woche haben wir ja über den Code-Crash und die schnelle Hilfe aus dem Netz für den Webentwickler gesprochen. Das war ’ne Liquiditätsspritze für Betriebsmittel. Aber was ist, wenn Du als Selbstständiger oder Freiberufler wirklich groß und langfristig investieren musst? Stell Dir vor, Du bist Architekt, die Auftragsbücher sind voll, Du brauchst dringend neue CAD-Software-Lizenzen, vielleicht sogar einen schicken Besprechungsraum oder Du willst endlich ein kleines Büro anmieten, um dem Küchentisch-Chaos zu entfliehen.
Für solche langfristigen Investitionen kommt man um die staatlich geförderten Kredite kaum herum. Deshalb schauen wir heute mal ganz tief in die Materie des KfW-Kredits – und zwar aus der Sicht eines freiberuflichen Architekten, meinem Kumpel Markus.
Wenn die Marge ruft: Warum Architekten spezielle Kredite brauchen
Der Job als freiberuflicher Architekt ist hochspezialisiert und oft sehr kapitalintensiv. Du brauchst nicht nur Dein Know-how, sondern auch teure Technik, Software (die Lizenzen kosten richtig Kohle, Jahr für Jahr!), und vielleicht Personal oder eben repräsentative Räume. Anders als ein Designer, der oft mit einem Laptop auskommt, hast Du höhere Fixkosten.
Markus, mein Architekten-Kumpel aus Dresden, stand vor einem typischen Problem: Er wollte wachsen und benötigte 50.000 Euro, um drei neue Arbeitsplätze einzurichten und die Lizenzen für das nächste Jahr zu finanzieren. Er war schon drei Jahre am Markt, die Bilanzen sahen gut aus. Aber 50 Riesen sind viel Holz.
Er war schnell klar: Er braucht einen Kredit mit niedrigen Zinsen und langen Laufzeiten, also ein Förderdarlehen. Und da kommt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ins Spiel.
Die Große Hürde: Die Hausbank als Mittelsmann
Viele denken, man geht direkt zur KfW und holt sich da den günstigen Existenzgründerkredit oder den Unternehmerkredit. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Die KfW ist keine Direktbank! Du musst Deinen Antrag immer über Deine Hausbank oder eine Sparkasse stellen. Die Hausbank prüft Deinen Antrag, schätzt Dein Risiko ein und leitet ihn dann an die KfW weiter.
Das ist der Knackpunkt, und hier hatte Markus seine erste, große Enttäuschung.
Seine Hausbank, bei der er seit Jahren Kunde war, hat seinen Antrag für den KfW-Unternehmerkredit (Programm 037/047) erst mal eine Woche liegen gelassen und dann sehr kritisch beäugt. Obwohl die Konditionen der KfW super günstig sind – teils deutlich unter den Marktzinsen – muss die Hausbank selbst für einen Teil des Risikos haften. Und die Banken hassen Risiken, wenn es um Freiberufler geht.
Es war ein bürokratischer Hürdenlauf. Markus musste seine Planungs- und Honorarunterlagen noch detaillierter vorlegen als bei einem normalen Kredit. Die wollten eine Liquiditätsplanung für die nächsten fünf Jahre sehen, die so präzise war, als würde er einen Wolkenkratzer planen.
Ich hab Markus gesagt: Wenn Du bei der KfW erfolgreich sein willst, musst du zweifach überzeugen. Erst die Hausbank, dann die KfW.
Der Architekt und das Business-Case-Design: So hat Markus es geschafft
Was hat Markus geholfen, die Bank doch noch zu überzeugen? Das Zauberwort heißt Vollständigkeit und Plausibilität.
- Das Exposé war Entscheidend: Er hat nicht nur die normalen Bankunterlagen eingereicht (BWA, Steuerbescheide), sondern ein 20-seitiges Exposé über sein Büro. Er hat seine Nischenpositionierung (nachhaltiges Bauen) klar herausgestellt und gezeigt, dass er in einem Zukunftsmarkt tätig ist. Er hat sogar die erwarteten Einnahmen aus den neuen, durch die Software erst möglichen, Aufträgen vorgerechnet. Das war sein Business-Case-Design.
- Die Sache mit den Sicherheiten: Auch wenn die KfW oft mit einer Haftungsfreistellung (die Bank wird zu 50-80% vom Risiko befreit) lockt, wollte die Hausbank eine zusätzliche Sicherheit. Markus konnte sein privates, schuldenfreies Grundstück als Sicherheit hinterlegen. Das war letztendlich der Türöffner. Nicht jeder Freiberufler hat das, das weiß ich, aber es zeigt, wie wichtig echte Sicherheiten oft sind, selbst bei Förderkrediten.
- Lange Laufzeit, Niedrige Rate: Der große Vorteil des KfW-Kredits war die Möglichkeit, eine lange Laufzeit von 10 Jahren und sogar Tilgungsfreie Anlaufjahre (bis zu zwei Jahre) zu wählen. Das entlastet die Anfangsliquidität enorm, was für einen Architekten, bei dem die Honorare oft erst Monate nach der Leistung kommen, Gold wert ist.
Nach zähen Verhandlungen und viel Papierkram hat die Bank den Antrag bei der KfW eingereicht. Und es hat geklappt. Die Zinsen waren top, die Bedingungen fair. Aber der Weg war steinig.
Alex Fazit: KfW ist Top, aber nicht für die schnelle Kohle
Der KfW-Kredit ist für Selbstständige und Freiberufler, die langfristig investieren wollen und solide Planungen vorlegen können, die absolute erste Wahl. Aber er ist kein Schnellschuss. Rechne mit Wartezeiten, rechne mit einer kritischen Prüfung durch Deine Hausbank, rechne damit, dass Du Deine Finanzplanung wirklich bis ins kleinste Detail erklären musst.
Für Architekten, die stabile Umsätze haben, aber hohe Investitionen tätigen müssen, ist das der Weg.