Es war mal wieder so weit: Monatsende, kaum Geld auf dem Konto, zwei Rechnungen offen, die Kunden lassen sich Zeit – und ich stand vor der Wahl: Dispo oder Panikattacke.
Ich hab in den ersten Jahren meiner Selbstständigkeit mehr Zeit mit Konto-Refreshing verbracht als mit Akquise. Kein Scherz. Bis ich begriffen hab: Das Problem ist nicht mein Einkommen – sondern meine miese Liquiditätsplanung.
In diesem Artikel zeig ich dir, wie ich meine Finanzen endlich in den Griff bekommen hab – und wie du es auch schaffst, ohne ständig in den Dispo zu rutschen oder teure Notfallkredite zu ziehen.
Was bedeutet eigentlich „Liquidität“?
Klingt fancy, ist aber simpel:
Liquidität heißt, dass du jederzeit genug Geld zur Verfügung hast, um deine laufenden Kosten zu decken.
Also:
- Miete
- Versicherungen
- Lebenshaltung
- Steuern
- Kreditraten (wenn du einen hast)
Und ja – auch mal ein kaputter Laptop oder eine plötzliche Zahnarztrechnung gehören dazu.
Warum viele Freiberufler Probleme damit haben
Ganz einfach: Unser Einkommen ist unregelmäßig. Mal kommt alles auf einmal, dann wochenlang gar nichts. Du kannst noch so viele Kunden haben – wenn die spät zahlen oder du in Vorleistung gehst, kann’s schnell eng werden.
Ich hab das früher völlig unterschätzt. Ich dachte, wenn’s insgesamt passt, wird’s schon laufen. Tja. Denkste.
Mein Wendepunkt: Das erste Mal überzogen – und dann?
Ich erinnere mich noch genau: Dispo überzogen, Mahngebühr vom Finanzamt, Kunde zahlt nicht. Ich hab panisch einen Minikredit bei einem dubiosen Anbieter abgeschlossen – und durfte drei Monate später 18 % Zinsen blechen.
Ab da war klar: Ich brauch ein System.
So plane ich heute meine Liquidität – ganz konkret
📅 1. Ich arbeite mit einem Liquiditätskalender
Ich hab mir eine simple Excel-Tabelle gebaut – mit festen Kosten, erwarteten Einnahmen, Puffer. Jeden Monat.
So seh ich sofort: „Im Juli kommt wenig rein, aber viele Ausgaben – also lieber im Juni was zurücklegen.“
💼 2. Ich hab ein zweites Konto nur für Rücklagen
Jede größere Zahlung (Projektabschluss, Coaching, etc.) → 30 % direkt aufs Rücklagenkonto.
Damit kann ich Durststrecken überbrücken, ohne ins Minus zu rutschen.
🧾 3. Ich schreibe Rechnungen sofort – und mit klarer Frist
Früher war ich zu nett. Heute steht fett drauf: „Zahlbar innerhalb von 7 Tagen“. Und nach 10 Tagen gibt’s eine freundliche Erinnerung.
💳 4. Ich nutze einen Kreditrahmen nur als Puffer, nicht als Dauerschuld
Ich hab bei Qonto eine kleine Kreditlinie (3.000 €). Die nutze ich nur in Ausnahmefällen – und zahl sie direkt wieder zurück.
Was du tun kannst, um deine Liquidität zu sichern
✅ Mach eine Monatsübersicht. Was kommt fix rein, was geht sicher raus?
✅ Lege Rücklagen an. Auch kleine Beträge helfen. 5 % von jeder Einnahme reichen für den Anfang.
✅ Verhandel mit Kunden. Vorschuss? Teilzahlung? Das ist völlig okay – vor allem bei Neukunden.
✅ Trenne privat und geschäftlich. Sonst verlierst du schnell den Überblick.
Fazit: Ohne Plan keine Freiheit
Ich sag dir ehrlich: Seit ich meine Liquidität aktiv plane, schlafe ich besser.
Nicht, weil ich mehr Geld hab – sondern weil ich weiß, was reinkommt, was rausgeht, und wie lange ich überleben kann, wenn’s mal eng wird.
Und genau das ist Freiheit. Nicht der dicke Umsatz – sondern die Kontrolle.
Willst du noch tiefer einsteigen? Dann wäre der nächste Artikel vielleicht:
„Kontokorrent vs. Ratenkredit – was passt besser zu Freiberuflern?“
oder
„Wie du mit wiederkehrenden Einnahmen dein Cashflow-Problem löst“
Ich hab da einiges erlebt – sag einfach Bescheid, was dich interessiert.
Alex