Was tun, wenn Kunden zu spät zahlen? Strategien & Absicherung für Freiberufler

Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten größeren Auftrag: Viel Arbeit, tolle Zusammenarbeit – und dann… Funkstille.
Die Rechnung lag draußen, der Kunde war plötzlich „schwer erreichbar“, und ich hatte keine Rücklagen für zwei Monate.
Damals hab ich bitter gelernt: Zahlungsausfälle sind nicht die Ausnahme – sie gehören leider zum Alltag.
Deshalb möchte ich dir heute zeigen:

  • Wie du dich von Anfang an absicherst
  • Welche Strategien bei Zahlungsverzug funktionieren
  • Und wie du in Zukunft besser planst – ohne Panik vorm Geldeingang

Warum verspätete Zahlungen für Freiberufler so gefährlich sind

Das Problem ist nicht nur das fehlende Geld – sondern die Kettenreaktion:

  • Du kannst selbst Rechnungen nicht pünktlich zahlen
  • Du musst Rücklagen anzapfen (wenn du welche hast)
  • Du verlierst Vertrauen in neue Kunden
  • Im schlimmsten Fall brauchst du kurzfristige Kredite mit schlechten Konditionen

Kurz: Späte Zahlungen sind Gift für die Planungssicherheit.


Absicherung beginnt vor dem Auftrag

Das klingt hart, aber es ist so: Die meisten Zahlungsschwierigkeiten sind vorhersehbar.
Wenn du einige Regeln beachtest, kannst du viele Probleme schon im Vorfeld vermeiden:

✅ Klare Zahlungsziele

Nie wieder „nach Lieferung“ oder „wenn’s passt“ – sondern konkret:
Zahlbar innerhalb von 7, 14 oder 30 Tagen.
Je nach Projektumfang.

✅ Abschlagszahlungen nutzen

Bei Projekten ab 500 € solltest du unbedingt mit Teilrechnungen arbeiten.
Zum Beispiel:

  • 30 % Anzahlung
  • 40 % bei Projektmitte
  • 30 % bei Abschluss

So reduzierst du dein Risiko enorm.

✅ AGB & Vertrag nutzen

Selbst bei kleineren Aufträgen solltest du eine kurze Vereinbarung haben – mit:

  • Leistungsbeschreibung
  • Zahlungsziel
  • Verzugsklausel
  • ggf. Mahngebühren

Reicht oft schon per E-Mail mit Bestätigung – aber hab’s dokumentiert.


Wenn’s passiert: So gehst du mit Zahlungsverzug um

Hier mein bewährter 3-Stufen-Plan, den ich (leider) öfter gebraucht hab:

1. Erinnerung – freundlich & sachlich

Nach Fälligkeit:
Kurze E-Mail oder Anruf. Kein Drama, kein Vorwurf.
„Nur eine kurze Erinnerung, ob die Rechnung XY vom [Datum] bei Ihnen eingegangen ist…“

2. Mahnung – verbindlich, aber professionell

7 Tage später: Schriftliche Mahnung.
Formulierung wie:
„Wir möchten Sie höflich daran erinnern, dass die Rechnung Nr. 123 vom [Datum] noch offen ist. Bitte begleichen Sie den Betrag bis zum [Datum]. Andernfalls sehen wir uns gezwungen, Mahngebühren zu berechnen.“

Du kannst rechtlich ab Tag 1 nach Fälligkeit Mahngebühren verlangen. Viele wissen das nicht!

3. Letzte Mahnung oder Inkasso

Wenn nach 2 Mahnungen nix kommt:

  • „Letzte Mahnung mit Fristsetzung“
  • Hinweis auf weitere Schritte (Inkasso oder Anwalt)

Ich hab gute Erfahrungen mit seriösen Online-Inkasso-Anbietern gemacht – z. B. Debitor-Inkasso oder Tesch Inkasso.
Aber Achtung: Wenn der Betrag klein ist (unter 200 €), lohnt sich der Aufwand oft nicht. Dann lieber abschreiben und draus lernen.


Tools & Services, die mir geholfen haben

  • Lexoffice & sevDesk: Rechnungen automatisch nachverfolgen, Mahnwesen integriert
  • BuchhaltungsButler: KI-gestützte Überwachung von Zahlungseingängen
  • GetMyInvoices: Alle Rechnungen & Belege zentral verwalten

Die Investition in solche Tools hat mir richtig Zeit gespart – und Nerven sowieso.


Finanzierung für den Notfall: Kredit als Überbrückung?

Wenn sich mehrere Rechnungen verzögern und du trotzdem laufende Kosten hast, dann kann ein kurzfristiger Kredit eine Lösung sein.
Aber nur mit Bedacht – nicht, um ein strukturelles Problem zu verschleiern.

Geeignet sind z. B.:

  • iwoca (Kreditlinie) – flexibel, auch für kleine Beträge
  • auxmoney – auch bei schwächerer Bonität
  • Smava – Vergleich vieler Anbieter

Ich selbst hab einmal 1.500 € überbrückt – und nach 6 Wochen war’s wieder drin. Ohne das hätte ich einen Großkunden verloren.


Späte Zahlungen gehören leider dazu – aber du kannst dich wappnen

Ich hab mit der Zeit gelernt: Nicht jeder Kunde zahlt pünktlich – aber ich bin verantwortlich für mein Risiko-Management.

Wenn du:

  • klare Regeln aufstellst
  • Teilzahlungen nutzt
  • deine Prozesse automatisierst
  • und notfalls auch mal rechtlich Druck machst

…dann bleibt das Problem klein – und du kannst dich auf das konzentrieren, was du wirklich gut kannst.
Wenn du Fragen hast, oder mal einen konkreten Fall mit mir durchgehen willst – ich bin da. Schreib mir einfach.