Finanzierung für Steuerberater – Stabilität mit Kapitalbedarf – Meine Erfahrungen & Tipps

Steuerberater zählen zu den solidesten freien Berufen in Deutschland.
Kaum ein anderer Tätigkeitsbereich vereint fachliche Sicherheit, stabile Nachfrage und gesetzlich geschützte Berufsausübung.
Doch was viele unterschätzen: Gerade in der Anfangsphase – bei der Kanzleigründung oder Übernahme – ist der Kapitalbedarf hoch.


1. Ausgangslage: Ein Beruf mit Plan, aber ohne Startpolster

Rund 15.000 Steuerberater sind in den letzten zehn Jahren neu in die Selbstständigkeit gestartet, häufig als Einzelkanzlei oder kleine Sozietät.
Die typischen Ausgangspunkte:

  • Übernahme einer bestehenden Kanzlei,
  • Neugründung nach Tätigkeit in einer größeren Gesellschaft,
  • oder Abspaltung aus einer Steuerberatungs-Partnerschaft.

Das Problem: Viele unterschätzen, wie teuer der Weg in die Selbstständigkeit ist – auch, wenn er langfristig hohe Erträge verspricht.


2. Kapitalbedarf einer Kanzlei

Die wichtigsten Kostenblöcke lassen sich in drei Gruppen gliedern:

InvestitionsartBeschreibungTypischer Betrag
Büro & TechnikIT-Systeme, Server, Datenschutz, DATEV-Lizenzen30.000 – 100.000 €
Übernahme & MandantenstammKaufpreis bei Übernahme oder Beteiligung50.000 – 300.000 €
BetriebsmittelGehälter, Miete, Rücklagen20.000 – 80.000 €

In Summe kann eine Kanzleigründung somit leicht 100.000 bis 400.000 Euro erfordern – je nach Standort, Mandantenstruktur und Kanzleigröße.


3. Finanzierungspartner

Steuerberater gelten bei Banken als solvente und risikoarme Kunden.
Trotzdem ist die Kreditvergabe nicht automatisch.
Die Finanzierung erfolgt häufig über:

  • apoBank – spezialisiert auf Heil- und Freiberufe (inkl. Steuerberater, Anwälte, Wirtschaftsprüfer).
  • Deutsche Bank / Commerzbank – klassische Gründungsfinanzierungen mit längerer Laufzeit.
  • KfW-Programme – v. a. „ERP-Gründerkredit StartGeld“ (067) bis 125.000 € oder „Unternehmerkredit“ (037).
  • Bürgschaftsbanken – übernehmen Sicherheiten, wenn Eigenkapital fehlt.

Zinsen liegen 2025 durchschnittlich zwischen 4,0 und 6,0 Prozent, abhängig von Laufzeit und Sicherheiten.


4. Bonitätsbewertung und Businessplan

Banken legen bei Steuerberatern besonderen Wert auf:

  • qualitative Nachweise (Steuerberaterexamen, Berufserfahrung),
  • bestehende Mandantenverträge oder Absichtserklärungen,
  • klare Kanzleiplanung (Ertrags-, Kosten- und Personalstruktur),
  • Branchenspezifische Prognosen.

Ein professioneller Businessplan ist Pflicht – selbst dann, wenn der Gründer über Berufserfahrung verfügt.
Banken wollen nachvollziehen können, ob die Kanzlei langfristig tragfähig ist.


5. Alternativen zur klassischen Bankfinanzierung

Neben Bankkrediten nutzen viele Steuerberater hybride Finanzierungsformen:

  • Leasing für IT, Server und Büroausstattung,
  • Factoring (z. B. über Partnerbanken) bei größeren Kanzleien,
  • Fördermittelkombinationen mit Landesbanken (z. B. NRW.Bank, LfA Bayern, SAB Sachsen).

Weniger verbreitet, aber zunehmend relevant:
Digitale Anbieter wie Finom, Qonto oder auxmoney business, die schnelle Liquidität bis 100.000 € ohne Bürokratie bereitstellen – nützlich etwa für Modernisierung oder Zwischenfinanzierung.


6. Kanzleiübernahmen als Sonderfall

Bei Übernahmen spielt die Bewertung des Mandantenstamms eine zentrale Rolle.
Sie erfolgt meist auf Basis des Jahresumsatzes (Multiplikator 0,8 bis 1,2).
Beispiel:
Eine Kanzlei mit 250.000 € Jahresumsatz kann also 200.000 bis 300.000 € kosten – inklusive Kundenbindung und laufender Verträge.

Die Finanzierung erfolgt über:

  • Langfristkredite (bis 10 Jahre),
  • Kombination aus Eigenkapital und Fremdkapital,
  • ggf. Verkäuferdarlehen mit Tilgung ab Jahr 2.

Hierbei unterstützt oft die apoBank, die eigens Bewertungsmodelle für Kanzleien entwickelt hat.


7. Wirtschaftliche Perspektive

Steuerberatung bleibt eine der sichersten Branchen – selbst in Krisenzeiten.
Digitalisierung und Automatisierung verändern zwar den Berufsalltag, aber nicht die Nachfrage.
Gerade kleine und mittlere Unternehmen setzen auf persönliche Betreuung – und zahlen dafür verlässlich.

Langfristig sichern folgende Faktoren wirtschaftlichen Erfolg:

  • Spezialisierung auf bestimmte Branchen (z. B. Handwerk, Medizin, IT),
  • Investition in moderne Software (DATEV, Addison, sevDesk),
  • Aufbau von Mitarbeiterbindung und Nachfolgeregelung.

Selbstständige Steuerberater sind keine Hochrisiko-Gründer – im Gegenteil: Sie gelten als Kernzielgruppe für solide Kreditfinanzierungen.
Doch gerade in der Startphase ist professionelle Planung entscheidend, um sich nicht zu verschulden, sondern zu wachsen.
Wer Kanzleien gründet oder übernimmt, braucht nicht nur Fachwissen, sondern auch ein gutes Finanzkonzept.
Mit den richtigen Partnern – Hausbank, KfW, apoBank – lässt sich die Selbstständigkeit planbar und sicher finanzieren.