Wenn ich an meine ersten Jahre als Freiberufler zurückdenke, könnte ich lachen – oder weinen.
Ich hatte Kunden, Aufträge, Energie. Ich dachte, das reicht.
Ich hatte kein echtes Budget, keine Rücklagenstrategie und schon gar keinen Plan B.
Mein Motto: Wird schon klappen.
Tja, hat’s nicht immer.
Fehler Nr. 1: Einnahmen überschätzen, Ausgaben unterschätzen
Das ist der Klassiker.
Man kalkuliert euphorisch: „Im Schnitt verdiene ich 4.000 Euro im Monat – das reicht locker!“
Und übersieht, dass das Brutto ist. Dann kommen Steuern, Krankenkasse, Altersvorsorge, Versicherungen.
Übrig bleibt oft weniger als gedacht – aber der Lebensstil bleibt natürlich gleich.
💬 Ich sag’s mal so: Der Moment, in dem du merkst, dass dein Nettogewinn kleiner ist als das Gehalt eines Azubis, ist sehr erhellend.
Fehler Nr. 2: Keine Rücklagen für Flauten
Freiberuflichkeit ist wie Wetter. Mal Sonne, mal Sturm.
Aber viele planen nur für Sonne.
Ich hatte mal einen Sommer, da kamen drei Monate keine neuen Aufträge rein.
Drei. Monate.
Und ich hatte keine Rücklagen.
Das war die Zeit, in der ich das Wort „Dispo“ neu definierte.
Mein Tipp aus Erfahrung: Mindestens drei Monatsumsätze als Puffer, egal wie gut’s läuft.
Fehler Nr. 3: Zu wenig Trennung zwischen privat und geschäftlich
„Ach, das zahl ich schnell vom Privatkonto“, dachte ich damals.
Das Ergebnis? Ein Finanzchaos, das jeder Steuerberater verflucht hätte.
Heute: zwei Konten, zwei Karten, klare Trennung.
Und ja – das spart nicht nur Nerven, sondern auch Geld.
Fehler Nr. 4: Keine langfristige Planung
Viele Freiberufler denken von Auftrag zu Auftrag.
Aber: Kredite, Steuernachzahlungen und Investitionen kommen nicht spontan – sie bauen sich auf.
Wer das nicht im Blick hat, rennt immer hinterher.
Ich mach’s inzwischen so: einmal im Quartal Budget-Check, Jahresplanung, Steuerprognose.
Klingt spießig, rettet aber Existenzen.
Fehler Nr. 5: Emotionales Wirtschaften
Ich nenn’s das „Ich-hab-gut-verdient,-also-gönn-ich-mir“-Syndrom.
Ich hatte Monate, da lief’s super – und statt Geld zurückzulegen, hab ich Technik gekauft, Kaffee-Abo abgeschlossen und mich clever gefühlt.
Ein Monat später kam die Steuervorauszahlung.
Ich fühlte mich nicht mehr clever.
Freiberuflichkeit ist Freiheit – aber Freiheit ohne Planung ist Chaos.
Ich hab gelernt: Geldplanung ist kein Spaßkiller, sie ist der Grund, warum du langfristig Spaß behalten kannst.
Heute plane ich meine Finanzen mit derselben Leidenschaft wie früher meine Projekte – nur dass mir die jetzt wirklich was bringen.
Oder, um’s kurz zu sagen: „Wird schon klappen“ ist kein Finanzplan.